Tödliche Kinderarbeit: Apple, Alphabet, Dell, Microsoft und Tesla verklagt

In Kobaltminen in der DR Kongo werden Kinder ausgebeutet. 14 Familien verklagen nun IT-Firmen in den USA, weil diese angeblich davon profitieren.

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Tödliche Kinderarbeit: Apple, Alphabet, Dell, Microsoft und Tesla verklagt

Kinder in einer kongolesischen Kobaltmiene. Abbildung aus der Klageschrift.

(Bild: International Righs Advocates)

Lesezeit: 3 Min.

Apple, Alphabet, Dell, Microsoft und Tesla profitieren von Kinderarbeit in Kobaltminen. Dieser Überzeugung sind die für Menschenrechte aktiven Rechtsanwälte von International Rights Advocates. Im Auftrag von 14 Familien aus dem Kongo sind sie deshalb vor das US-Bezirksgericht für den District of Columbia in Washington gezogen. Deren Kinder wurden entweder bei der Arbeit in den Minen getötet, schwer verletzt, gelähmt oder verstümmelt.

In ihrer Sammelklage schreiben die internationalen Anwälte, in der Demokratischen Republik Kongo gebe es die weltweit größten Kobaltvorkommen, die für Lithium-Ionen-Akkus benötigt werden. Im Kongo werde Kobalt unter äußerst gefährlichen Bedingungen abgebaut; Kinder würden mit ein oder zwei Dollar pro Tag für die Lieferung von Kobalt abgespeist, wovon einige der reichsten Unternehmen der Welt profitierten, namentlich Apple, Alphabet, Dell, Microsoft und Tesla. Diese förderten und unterstützen den Missbrauch der Kinder. Weitere Unternehmen könnten noch der Klage hinzugefügt werden.

Die Kläger berufen sich auf den Trafficking Victims Protection Reauthorization Act im US Code, der sich gegen Menschenhandel richtet. Mit ihrer Zivilklage wollen sie Schadenersatz und Schmerzensgeld in nicht gehannter Höhe erstreiten. Anwalt Terry Collingsworth erklärte, er habe in seinen 35 Jahren als Menschenrechtsanwalt noch keinen derart "extremen Missbrauch unschuldiger Kinder in großem Umfang erlebt. Diese Grausamkeit und Gier muss aufhören".

Für die Kläger haben die Experten für Kinderzwangsarbeit Professor Siddharth Kara und Dr. Roger-Claude Liwanga jahrelang recherchiert. Sie bezeichnen die Klage als "Höhepunkt einer mehrjährigen Untersuchung der schrecklichen Bedingungen des Kobaltabbaus im Kongo".

Zurzeit entfallen rund zwei Drittel der weltweiten Kobaltproduktion auf die DR Kongo, Tendenz steigend. Kobalt wird am Rand der großen Minen per Hand ausgegraben; geschätzte 15 bis 20 Prozent der Menge werden im Kleinstbergbau zu Tage gebracht.

Kobalt erhöht die thermische Stabilität und die Dauerhaltbarkeit der elektrochemischen Speicher. Zwar gelang es den Herstellern, den relativen Anteil an der Kathode von einem Drittel über 20 Prozent auf 10 Prozent zu verringern. Dieser Effekt wird aber durch die rapide wachsende absolute Nachfrage überkompensiert; auch haben es kobaltfreie Batterien noch nicht in die Serienproduktion geschafft. Fachkreise rechnen erst ab dem Jahr 2025 damit.

[Update 17.12.2019 13:15]:

Apple hat mittlerweile zu der Klage Stellung genommen und betont, das Unternehmen sei der verantwortlichen Auswahl der Quellen für das Material, das in Apple-Produkte gehe, zutiefst verpflichtet. "Wir haben die Industrie bei der Etablierung strenger Standards für unsere Zulieferer angeführt und wir arbeiten kontinuierlich daran, die Messlatte für uns und die gesamte Industrie höher zu legen", hieß es von Apple.

2014 habe Apple als erste Firma die eigene Kobalt-Lieferkette bis hinunter auf die Ebene der Minen dargestellt. Seit 2016 habe sie zudem jedes Jahr eine komplette Liste aller Kobaltraffinierien veröffentlicht, die für Apple arbeiten – alle dieser Zulieferer würden sich unabhängigen Audits unterwerfen. "Falls eine Raffinerie nicht fähig oder nicht willens ist, unsere Standards einzuhalten, wird sie aus der Lieferkette ausgeschlossen. Im Jahr 2019 habe Apple die Zusammenarbeit mit 6 Kobaltraffinerien beendet", betonte das Unternehmen. (anw)