Die kleinste Actioncam der Welt

Kein Display, keine Knöpfe, kein Stativgewinde – hat es der Hersteller mit der Miniaturisierung der Insta360 Go nicht etwas übertrieben? Unsere Autorin und ihr Hund haben es getestet.

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Die kleinste Actioncam der Welt

(Bild: Go)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Anna Hoffmann

Die "Go"-Actioncam von Insta360 ist nur etwa daumengroß und 20 Gramm schwer. Damit die Halterung nicht größer ist als das ganze Gerät, hat sich der Hersteller eine originelle Lösung einfallen lassen: Die Kamera lässt sich nicht nur per Clip befestigen, sondern auch mit einem eingebauten Magneten. Das Gegenstück, eine kleine Metallplatte, kann man etwa an einem Halsband unter der Kleidung tragen. So ist die Kamera schnell, bequem und einigermaßen sicher befestigt, solange es nicht allzu wild wird. Trotz der irreführenden Bezeichnung "360" im Hersteller­namen handelt es sich bei der Go ­übrigens nicht um eine Kugelpano­rama-Kamera, sondern um eine ­normale Actioncam mit Weitwinkel.

Mangels Platz für Display und Knöpfe muss ich mich an ein neues Bedienkonzept gewöhnen. Je nachdem, wie oft ich die Kamera antippe, macht sie Fotos, Videos, Zeitraffer- oder Zeitlupenaufnahmen. Die Bedienung hat ihre Tücken, denn man muss sich merken, wie oft man für welchen Modus tippen muss. Ungewollt entstehen deshalb oft Fotos statt Videos. Zum Glück lässt sich das Gerät auch via Bluetooth über eine App bedienen. Feedback, ob ein Befehl angekommen ist, gibt die Kamera über Vibrationen und eine LED. Leider zeigt die – ansonsten ziemlich überladene – App kein Live-Bild an.

Mein spontaner Impuls für einen ersten Test: die Kamera an das Geschirr unseres Familienhundes klemmen. Das kleine Gerät ist wasserdicht, und der Akku soll eine Stunde halten – wie gemacht für eine Gassi-­Runde durch buntes Laub. Ich wähle den Zeitraffer-Modus. Das Gerät quittiert den Befehl vibrierend, was unseren Hund veranlasst loszu­lau­fen. Ich hinterher, um im Bluetooth-­Radius von etwa zehn Metern zu ­bleiben, da sonst die Aufnahme abbricht. Die Entwickler haben offensichtlich nicht erwartet, dass Nutzer Kamera und Handy trennen.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Bluetooth-Verbindung recht ­instabil ist. Ich probiere herum und merke, dass es an meiner Smart­phonehülle liegen muss. Ohne funktioniert die Verbindung reibungslos.

Sorge macht mir, dass die kleine Kamera nun jedoch bei einem mehrere Minuten langen Zeitraffer heiß läuft. Wenn ich eine ­Videolänge von 60 Sekunden und mehr vorgebe, erhalte ich immerhin einen Warnhinweis in der App.

Um das Filmmaterial zu sichten, muss ich die Kamera in die Ladebox stecken und diese via Kabel oder Bluetooth mit dem Smartphone verbinden. Bei der Nachbearbeitung kann die App wieder punkten: Mit der Funktion "FlashCut" schneidet sie automatisch die besten Szenen zusammen. Ich wähle eine Reihe von Clips sowie ein Thema wie "Städte" aus, und die App kreiert daraus ein Video einschließlich stimmungsvollem Beat. Je nach Thema unterscheiden sich dabei Beat und Schnittfrequenz. Wem das generierte Video nicht gefällt, kann die Clips in der App auch selbst bearbeiten. Mein Ergebnis ist ein ansehnliches Hundevideo nach Art einer Instagram-Story.

Die "Go" taugt durchaus als Alternative zu größeren Actioncams. Sie liefert zwar keine 4K-Aufnahme, sondern filmt nur in Full HD und fotografiert mit neun Megapixeln. Aber dafür ermöglicht sie Aufnahmen aus ganz neuen Perspektiven. Die eingebaute Bildstabilisierung funktioniert gut. Hilfreich und zeitsparend für Schnittmuffel ist vor allem die KI-­gesteuerte Nachbearbeitung.

Hersteller: Insta360
Produkt: Go
Preis: ca. 200 Euro

(bsc)