Der brennende Busch

Australien steht seit Oktober letztes Jahr in Flammen. Die Buschfeuer wüten stärker als je zuvor, aber Premierminister Scott Morrisson sieht keinen Zusammenhang mit dem Klimawandel. Es geht schließlich um Kohle.

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In Australien brennt es jeden Sommer – unserem Winter. Tausende Hektar Land fallen den Flammen zum Opfer, daran haben wir uns in unserem europäischen Winter bereits gewöhnt. Das fällt ja auch vergleichsweise leicht, wenn man auf der anderen Seite der Erde lebt und ein Feuer eher mit kuscheliger Wärme im Kamin verbindet.

Was in Australien seit Oktober geschieht, ist jedoch Experten zufolge bislang beispiellos: An über 200 Stellen brennt der australische Busch, die Südostküste – die australische Ferienhochburg, die sich der weißesten Strände der Welt rühmt – wird evakuiert, sechs Millionen Hektar Land sind inzwischen abgebrannt – etwa das Anderthalbfache Belgiens –, 24 Menschen und Millionen Tiere sind gestorben.

Auch wenn Moses im brennenden Busch Gott erblickte – der brennende Busch in Australien ist die Hölle. Sie hat es leicht in Australien und der Klimawandel zeigt sich Down Under von seiner besten Seite. Was wir in Deutschland diesen Sommer als Dürre und Hitze beklagt haben, ist für australische Verhältnisse eher feucht-mild. Monatelang kein Tropfen Wasser, Temperaturen von bis zu 50 Grad Celsius und starke Winde lassen tausende Feuerwehrleute hilflos dem Inferno gegenüberstehen.

Die Brände sind so groß und heftig, dass sie lokale Wetterphänomene verursachen. Mit der Hitze steigen Rauch, Ruß und Wasserdampf auf. Sie bilden Gewitter-Wolken, die Blitze schleudern. Sie entfachen damit unkalkulierbare neue Feuer und erzeugen einen solchen Sog, dass sie neue Winde – ach was: Stürme – auslösen und die Feuer weiter anfachen.

Der Sommer 2019 war der trockenste australische Sommer seit der Wetteraufzeichnung, aber die australische Regierung signalisiert: Feuer gab es immer schon, 3.000 eingezogene Reservisten zur Unterstützung der Feuerwehr und ein paar weitere geliehene Löschflugzeuge werden es schon richten. Mit dem Klimawandel habe das ganze nichts zu tun – und im Übrigen flog der Premierminister mit seiner Familie lieber nach Hawaii in die Ferien, als sich um sein brennendes Land zu kümmern.

Auch wenn Wissenschaftler die globale Erwärmung als Hauptursache für die Wetterextreme sehen – Scott Morrisson hat nur Kohle im Blick: "Wir werden nicht die Lebensgrundlage der Australier zerstören, indem wir rücksichtslose Klimaziele annehmen, die die Strompreise in die Höhe treiben", sagte er in seiner Neujahrsansprache. Zu dem Zeitpunkt erreichten die Feuer ihren bisherigen Höhepunkt, aber Australien ist nun mal der größte Kohleexporteur der Welt mit einem Exportvolumen von über 40 Milliarden Euro.

Der australische Wohlstand ist schwarz. Und auch wenn die Kohle Down Under mal nicht schwarz ist, sondern aus Papier und bunt – es dreht sich für die Regierung alles nur um Kohle: Die Bewohner Sidneys ersticken im Qualm, den die Feuer vor den Toren der Stadt produzieren, aber an Sylvester musste ein Feuerwerksspektakel sein. Es spült immerhin 130 Millionen Dollar in die Kasse der Stadt. Ob irgendjemand das Feuerwerk in dem Qualm überhaupt sehen konnte, ist nicht überliefert – und eigentlich auch nebensächlich. Hauptsache die Kohle stimmt.

(jsc)