Programmiersprache: Kernentwickler von Rust schlägt eine Foundation vor

Eine Foundation für die Programmiersprache Rust könnte laut einem Kernentwickler die unabhängige Natur der Sprache hervorheben, birgt jedoch auch eine Gefahr.

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Programmiersprache: Kernentwickler von Rust schlägt eine Foundation vor
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Björn Bohn

Nicholas D. Matsakis, Mitglied des Kernentwicklerteams der ursprünglich von Mozilla entwickelten Programmiersprache Rust, hat die Idee einer eigenen Foundation für die Sprache in den Raum geworfen. Eine Entscheidung ist noch nicht getroffen, jedoch sieht Matsakis in einer Foundation die Chance, Rusts Unabhängigkeit von Mozilla klarer zu machen. Dadurch erhofft er sich ein größeres Investment von anderen Firmen. Außerdem würde es das Problem lösen, keinen Rechtsträger für die Programmiersprache zu haben – ebenso wie eine eigene Bankverbindung zum Verwalten der finanziellen Ressourcen. Die Gefahr: Eine Foundation sollte die bestehende Abstimmungshoheit der Rust-Teams nicht überschreiben.

Überstürzen möchte Matsakis jedoch nichts. Er betont, dass die Rust-Community bei einer solchen Entscheidung kleine Schritte gehen und mit verschiedenen Finanzierungsmodellen experimentieren sollte. Eine Foundation könnte jedoch klarstellen, dass Rust ein unabhängiges Projekt ist. Mozilla habe zwar von Beginn an dafür gesorgt, dass Rust eine vom Unternehmen getrennte Verwaltungsstruktur hat, jedoch bestehe immer noch eine Auffassung, dass Mozilla Rust besitze. Folglich wäre dadurch geklärt, dass Mozilla nicht die Kosten von Rust trägt und Unternehmen wären eher dazu geneigt, die Entwicklung zu unterstützen.

Eine solche Entscheidung würde jedoch nicht bedeuten, dass Mozilla seinen Support kürzen würde. Die Firma habe ein großes Interesse an der Zukunft der Sprache. Matsakis wünscht sich jedoch, dass andere Firmen ähnliche Schritte wie Microsoft und Amazon gehen, die die Kosten für Rusts Continuous-Integration-Pipeline beziehungsweise die S3-Rechnungen begleichen. Damit einhergehend würde eine Foundation auch das Problem lösen, dass die Rust-Community keine eigene Bankverbindung hat, um ein finanzielles Sponsoring vernünftig zu verwalten.

Ein weiteres Problem ist die Tatsache, dass die Programmiersprache keinen eigenen Rechtsträger hat – diese Rolle liegt seit Beginn bei Mozilla, die auch die Markenrechte besitzen. Mozilla stößt aber mittlerweile an seine Verwaltungsgrenzen, außerdem würde eine Foundation es einfacher machen, Verträge für die Programmiersprache zu unterzeichnen. Beispielsweise wollte die Rust-Community in jüngster Zeit am Token-Scanning-Programm von GitHub teilnehmen, es war jedoch völlig unklar, wer eigentlich den Vertrag unterzeichnen müsste.

Matsakis ist sich bewusst, dass die Foundation zumindest einige Leute einstellen müsse, um den Verwaltungsaufwand zu bewältigen. Allerdings ist er der Auffassung, dass die Foundation keine Entwickler einstellen sollte. Das sei zum einen zu teuer, zum anderen würde man dadurch Strukturen erschaffen müssen, die bestimmen, woran die Entwickler arbeiten sollen. Darüber hinaus argumentiert er, dass eine Foundation keine Meetups oder Konferenzen unterstützen solle, da man entsprechende Kriterien etablieren müsste, die über ein Sponsoring entscheiden.

Die Gefahr eines Monopols in Sachen Rust sieht Matsakis bei einer Foundation aber durchaus. Er wünscht sich daher, dass sich die Community verschiedene Wege überlegt, wie die Programmiersprache Sponsoren sammeln könnte. Das Thema sei komplex: Deshalb möchte Matsakis den üblichen Rust-Weg gehen und einen RFC (Request for Comments) zum Thema anlegen. Dort könnte man die Feinheiten und Bedenken ausdiskutieren.

Wer die Details zur Idee einer Rust-Foundation nachlesen möchte, kann sie in einem Blogbeitrag von Matsakis finden. Darüber hinaus hat er eine Forumsdiskussion im internen Rust-Board angelegt, die Interessierte nachverfolgen können. (bbo)