V Sagittae: Astronomen sagen Sternenexplosion noch in diesem Jahrhundert voraus

Der Stern V Sge ist gegenwärtig nur mit Hilfsmitteln zu sehen. Das soll sich aber ändern und gegen 2083 soll er vorübergehend hellster Stern am Himmel werden.

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V Sagittae: Astronomen sagen Sternenexplosion noch in diesem Jahrhundert voraus

Das Sternbild Pfeil: V Sagittae wird den Astronomen zufolge noch in diesem Jahrhundert vor dessen Spitze vorübergehend deutlich sichtbar.

(Bild: pithecanthropus4152, CC BY-SA 4.0)

Lesezeit: 3 Min.

Der gegenwärtig noch recht unscheinbare Stern V Sagittae (V Sge) im Sternbild Pfeil (Sagitta) wird in den kommenden Jahrzehnten immer heller und vor Ende des Jahrhunderts gar für mehrere Wochen zum hellsten Stern am Nachthimmel. Das haben Astronomen der Louisiana State University berechnet, die anhand von historischen Aufnahmen die Helligkeitsveränderung zurückverfolgt haben. Wie sie erklären, handelt es sich bei V Sagittae um einen normalen Hauptreihenstern, der um einen Weißen Zwergstern mit geringerer Masse kreist und in diesen fällt. Die Kollision dürfte demnach im Jahr 2083 erfolgen, wobei die Forscher eine Unsicherheit von 16 Jahren einräumen – also insgesamt irgendwann zwischen 2067 und 2099.

Wie die Forscher um den Astronomen Bradley Schaefer weiter erläutern, handelt es sich bei dem Doppelsternsystem V Sagittae um einen sogenannten kataklysmischen Veränderlichen (CV). Das Doppelsternsystem sei das extremste Beispiel dieser Klasse, denn in allen anderen sei der Weiße Zwerg massereicher als der ihn umkreisende Stern. Schon in der Vergangenheit sei erkannt worden, dass es sich bei V Sagittae um ein "ungewöhnliches System mit ungewöhnlichen Eigenschaften" handelt, wie es der Astronom Juhan Frank ausdrückt. Aber wie besonders das System ist, habe man erst erkannt, als man historische Aufnahmen verglichen habe, die bis ins Jahr 1890 zurückgingen.

Anhand dieser Aufnahmen haben die Forscher nun die Entwicklung der vergangenen 120 Jahre berechnet und ermittelt, wie es mit dem System weitergehen wird. Die in den Weißen Zwergstern fallende Masse wird sich demnach schließlich exponentiell erhöhen, bevor die gewaltige Kollision erfolgen wird. Das Schicksal des Systems steht fest, versichern die Forscher, die verbleibende Unsicherheit über das genaue Datum gehe auf die Eigenschaften der historischen Aufnahmen zurück. Aber irgendwann in 50 bis 80 Jahren werde V Sagittae vorübergehend zum hellsten Stern und eventuell sogar heller als die Venus. Gegenwärtig ist der Stern, auf den das Sternbild Pfeil quasi direkt zeigt, am Himmel aber noch "kaum sichtbar".

Die Forscher versichern, ihre Vorhersage beruhe auf Standardformeln der vielen physischen Vorgänge, die an dem Prozess beteiligt sind. Damit spielen sie möglicherweise auch auf eine ähnliche Vorhersage aus dem Jahr 2017 an: Damals hatte eine Gruppe von Astronomen prophezeit, dass die Doppelsterne KIC 9832227 schon 2022 kollidieren und eine gigantische Sternenexplosion auslösen würden. Später hatte ein Doktorand aber einen Fehler in den zugrundeliegenden Daten gefunden und eine Reihe unwahrscheinlicher Zufälle identifiziert. In der Folge wurde die Vorhersage zurückgezogen. (mho)