LTE-Abdeckung: Regulierer prüft Einhaltung der Ausbauauflagen

Die Netzbetreiber haben die Ausbauauflagen aus der Frequenzauktion 2015 nur teilweise erfüllt – einer hinkt deutlich hinterher.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 71 Kommentare lesen
LTE-Abdeckung: Regulierer prüft Einhaltung der Ausbauauflagen

(Bild: Shutterstock/Juan Aunion)

Lesezeit: 3 Min.
Inhaltsverzeichnis

Die deutschen Mobilfunknetzbetreiber haben in den vergangenen Monaten verstärkt in den Netzausbau investiert – und das auch offensiv kommuniziert. Hintergrund sind die Ausbauauflagen aus der Frequenzauktion 2015: Bis zum Jahresende sollten 98 Prozent der Bevölkerung sowie die Autobahnen und Bahnstrecken mit 4G (mind. 50 Mbit/s) versorgt sein. Das hat nur zum Teil geklappt, wie aus Zahlen der Bundesnetzagentur hervorgeht.

Bei der Versteigerung von Frequenzen im Jahr 2015 hatte die Bundesnetzagentur Ausbauziele für die Bundesländer, das gesamte Bundesgebiet sowie die Verkehrswege vorgegeben. Die Netzbetreiber haben ihre Ausbaustände an die Regulierungsbehörde gemeldet, die die Zahlen nun prüfen will. Die Bundesnetzagentur will in jedem Bundesland eigene Messungen durchführen und überprüfen, ob die von den Mobilfunknetzbetreibern gemeldete Versorgung tatsächlich vorhanden ist. Das werde mehrere Wochen in Anspruch nehmen, teilte die Behörde mit.

Während die Telekom und Vodafone bei der bundesweiten Bevölkerungsabdeckung Vollzug melden, hängt Telefónica deutlich hinterher. Mit gut 84 Prozent Abdeckung fehlen dem Netzbetreiber noch ein paar Punkte bis zu den geforderten 98 Prozent. Lediglich in den Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg liefert Telefónica eine vollständige Abdeckung. In ländlich geprägten Bundesländern wie Brandenburg oder Mecklenburg-Vorpommern hat O2 zum Teil deutliche Defizite.

Versorgungsauflagen 50 Mbit/s
(Reichweite in der Bevölkerung)
Telefónica Telekom Vodafone
Baden-Württemberg 97% 82,70% 96,01% * 97,70%
Bayern 97%
80,70% 97,58% 98,30%
Berlin 97%
100,00% 99,96% 100,00%
Brandenburg 97%
62,60% 97,50% 99,00%
Bremen 97%
99,90% 99,99% 100,00%
Hamburg 97%
100,00% 99,99% 100,00%
Hessen 97% 76,70% 98,39% 97,40%
Mecklenburg-Vorpommern 97%
72,90% 97,52% 99,30%
Niedersachsen 97%
85,90% 98,60% 99,00%
Nordrhein-Westfahlen 97% 94,30% 99,82% 99,40%
Rheinland-Pfalz 97%
65,40% 96,48% * 97,00%*
Saarland 97%
78,90% 95,43% * 97,90%
Sachsen 97%
80,90% 98,12% 99,00%
Sachsen-Anhalt 97%
80,60% 98,49% 98,70%
Schleswig-Holstein 97% 90,60% 98,53% 99,90%
Thüringen 97% 73,20% 97,00% 98,10%
Bundesweit 98% 84,30% 98,1% * 98,60%
Bundesautobahnen 100% 77,90% 97,60% 96% *
Schiene 100% 80,30% 96,40% 95% *
Quelle: Angaben der Netzbetreiber laut Bundesnetzagentur * Netzbetreiber verweist auf Ausbauhindernisse

Abgesehen von Hindernissen, mit denen sich alle Netzbetreiber konfrontiert sehen – wie Bürokratie und fehlende Standorte – verweist Telefónica auch auf die besondere Herausforderung der Netzintegration von O2 und E-Plus. "Es war das größte Projekt dieser Art, das es jemals in Europa gegeben hat. Dafür existierten keine Präzedenzfälle", sagte eine Sprecherin. Diese "Operation am offenen Herzen" sei mit großem Erfolg gelungen. Telefónica will in diesem Jahr weitere 7600 Standorte ausbauen und damit die Versorgungsauflagen erfüllen.

Doch auch die Telekom und Vodafone haben die Latte bei vereinzelten Auflagen gerissen. So hat die Telekom das Ziel in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und dem Saarland knapp verpasst. Das Unternehmen verweist auf Hindernisse wie fehlende Baugenehmigungen oder Beschränkungen durch Umwelt- oder Denkmalschutz, die aber kurzfristig ausgeräumt werden sollen. Beide D-Netzbetreiber verfehlten zudem das Ziel, entlang der Autobahnen und Bahnstrecken für 100-prozentige Abdeckung zu sorgen.

Auch ein Grund: die reichweitenstarken Frequenzen im 700-Mhz-Band wurden erst im vergangenen Jahr vom Rundfunk geräumt (Digitale Dividende II) und standen den Netzbetreibern erst seit Sommer zur Verfügung. "Wir setzen alles daran, dass die Unternehmen von uns ermittelte Defizite bei der Erfüllung unserer Auflagen zügig beheben", sagte der Präsident der Bundesnetzagentur, Jochen Homann. Nach der Auswertung der eigenen Messungen entscheidet die Behörde, welche weiteren Maßnahmen sie ergreift. Sanktionen – wie etwa Bußgelder – seien nicht ausgeschlossen.

Doch sehen die Netzbetreiber weiter Klärungsbedarf hinsichtlich der Auflagen und der Kriterien, nach denen die Erfüllung gemessen wird. "Unterschiedliche Rechtsansichten zum Inhalt der Versorgungsauflage" seien noch "Gegenstand laufender Gerichtsverfahren", sagt die Behörde. Telefónica etwa verweist darauf, dass die Versorgung tatsächlich besser ist als in der Darstellung nach Behördenvorgaben. "Speziell betrifft das die Frage, welcher Empfangspegel – also wie viele Balken auf dem Smartphone einen LTE-Empfang anzeigen - für die Ermittlung der versorgten Flächen zu Grunde zu legen ist", erklärt die Sprecherin. (vbr)