Notebook-Highlights für das Jahr 2020

AMD greift mit seinen Ryzen-4000-Prozessoren Intels Dominanz bei Notebooks an, doch in vielen der angekündigten Premium-Geräte stecken weiterhin Core-i-CPUs.

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Notebook-Highlights fürs Jahr 2020

(Bild: Lenovo)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Florian Müssig
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Auf der CES waren die Notebook-Highlights für die erste Jahreshälfte 2020 zu sehen. Für den Paukenschlag sorgte AMD mit den mobilen Ryzen-4000-Prozessoren: Ryzen-4000U-Modelle mit 15 Watt Abwärme-Budget sind für das Gros an Notebook-Größen und -Bauformen gedacht. Drei Ryzen-4000H-Typen mit 45 Watt sollen besonders in starken Gaming-Notebooks kommen. In Ryzen 4000U und 4000H steckt die von Desktop-Prozessoren der Ryzen-3000-Serie bekannte Zen-2-Architektur, aber mit weniger Cache. Anders als die meisten Desktop-Ryzens enthalten sie jedoch Grafikprozessoren: Die wurden im Vergleich zu Ryzen 3000U ebenfalls verbessert, basieren aber weiterhin auf deren Vega-Technik und noch nicht auf RDNA wie aktuelle Desktop-Grafikkarten.

Während Intel bei seinen 15-Watt-Prozessoren der U-Serie in der zehnten Core-i-Generation entweder vier in 10 Nanometer (Ice Lake) oder sechs in 14 Nanometer (Comet Lake) gefertigte CPU-Kerne bietet, geht AMD nun in Führung: Das Flaggschiff Ryzen 7 4800U hat acht Kerne aus TSMCs 7-Nanometer-Fertigung. Bei kleineren Modellen deaktiviert AMD entweder einige Kerne oder Hyper-Threading – oder beides.

Die ersten beiden Geräte mit Ryzen 4000U landen in der gehobenen Mittelklasse. Sowohl das Acer Swift 3 (SF314-42) als auch das Lenovo Yoga S750-14ARE sind 14-Zoll-Notebooks, haben Metallgehäuse und beleuchtete Tastaturen, kosten ab 700 Euro und sollen im Frühjahr in den Handel kommen.

Asus, Dell und MSI haben ebenfalls je ein neues AMD-Notebook vorgestellt, allerdings mit potenterem Ryzen 4000H für Gamer. Während Dell und MSI die 15,6-Zöller G5 15 SE beziehungsweise Bravo 15 als All-AMD-Geräte mit Radeon-GPUs bis hinauf zur RX 5600M ausstatten, sieht Asus im Zephyrus G14 Nvidias GeForce RTX 2060 vor. Ungewöhnlich: Asus packt das leistungsstarke Innenleben in ein kompaktes 14-Zoll-Gehäuse. Das klappt unter anderem, weil Asus vorerst exklusiv eine Sondervariante namens Ryzen 7 4800HS nutzt, die sich mit 35 statt 45 Watt begnügt.

Das Zephyrus G14 von Asus ist nicht nur wegen der Kombination aus Ryzen 4000 und GeForce-GPU interessant: Die Deckelaußenseite enthält eine frei ansteuerbare LED-Matrix.

Bis Ende des Jahres soll es laut AMD rund 100 verschiedene Notebook-Modelle mit Ryzen 4000 geben. Das Erreichen dieses Ziels hängt jedoch davon ab, wie viele Prozessoren AMD liefern kann. Laut einigen Notebook-Herstellern könnte man schon jetzt mehr Ryzen-Geräte verkaufen, wenn es nur mehr CPUs gäbe. Intel habe zwar auch Lieferschwierigkeiten, doch in absoluten Zahlen läuft immer noch ein Vielfaches an Core-i-Prozessoren von den Bändern.

Das dürfte auch ein Grund sein, warum Intel bei Notebooks weiterhin gut positioniert und unangefochten in sämtlichen frisch angekündigten Flaggschiff-Modellen der großen Hersteller vertreten ist – sei es nun in HPs Spectre x360 15, in Lenovos ThinkPad X1 Yoga und Carbon, in Acers TravelMate P6 oder Dells XPS 13.

Letzteres war immer schon ein sehr gutes Notebook, macht in der 2020er-Auflage aber noch mal einen Schritt nach vorne: Statt eines 16:9-Bildschirms sieht Dell nun ein 16:10-Display mit größerer Fläche vor. Noch mehr Bildhöhe gibt es bei Acer: Sowohl das Hybrid-Gerät Spin 5 (SP513-54N) als auch das klassische Notebook Swift 3 (SF313-52) bekommen Panels mit dem Seitenverhältnis 3:2 – die findet man sonst nur in Microsofts Surface-Geräten.

Das Dell XPS 13 nutzt in der 2020er Auflage ein 16:10-Display; durch die schmalen Ränder fällt der Rahmen kaum noch auf.

(Bild: Dell)

Der Bildschirm im MSI-Notebook Creator 17 ist ebenfalls besonders, kommt dort doch erstmals bei Notebooks ein Panel mit einem Backlight aus Mini-LEDs zum Einsatz. Letztere strahlen mit bis 1000 cd/m2 nicht nur ausgesprochen hell, sondern lassen sich auch einzeln ansteuern, was für HDR-Darstellungen notwendig ist. Das Creator 17 soll vor der Jahresmitte erscheinen; weitere Details nannte MSI noch nicht.

Lenovo hatte mit dem ThinkBook Plus ein Notebook mit zwei Bildschirmen im Gepäck. Innen findet man ein herkömmliches IPS-Panel, außen hingegen ein stiftbedienbares Graustufendisplay mit E-Ink-Panel – etwa für handschriftliche Anmerkungen in Dokumenten. Das E-Ink-Display taucht nicht als Zweitbildschirm in Windows auf, sondern wird über eine Lenovo-Software befüllt. Wir werden uns das Notebook näher ansehen, wenn es im Mai zu Preisen ab 1300 Euro erscheint.

Das ThinkPad X1 Fold mit faltbarem OLED-Bildschirm hatte Lenovo schon mehrmals im vergangenen Jahr gezeigt, doch erst jetzt ist klar, dass es tatsächlich den Weg in den Handel schafft: Ab Mitte des Jahres soll es für mindestens 3000 Euro erhältlich sein. Eine Bluetooth-Tastatur, die aus dem Tablet ein Notebook macht, wird nicht beiliegen, aber separat verkauft. Als Betriebssystem ist Windows 10 an Bord, wobei Lenovo sich noch die Option offenhält, später auf Windows 10 X zu wechseln. Letzteres entwickelt Microsoft speziell für Dual-Screen-Mobilrechner, also das angekündigte Surface Neo.

Das ThinkPad X1 Fold ist das erste Windows-Gerät mit faltbarem OLED-Bildschirm.

(Bild: Lenovo)

Auch Dell hat auf der CES ein faltbares Gerät mitgebracht. Das Concept Ori (abgeleitet von Origami) ist jedoch nur eine Konzeptstudie, die in dieser Form nicht auf den Markt kommen wird. Gleiches gilt bisher für das Dual-Screen-Gerät Concept Duet.

Dessen Hardware machte zwar schon einen recht finalen Eindruck, doch die eigentliche Herausforderung liegt laut Dell in der Software. Man probiere derzeit noch aus, ob nun Windows 10 mit eigenen Anpassungen oder Windows 10 X die bessere Wahl für Geräte wie das Duet sei. Der Haken: Windows 10 X unterstützt zwar Dual-Screen-Geräte ab Werk, schneidet als abgespecktes Betriebssystem aber viele alte Zöpfe ab – damit würde sich das Duet nicht mehr wie ein vollwertiges Notebook nutzen lassen. Das betrifft beispielsweise Business-Nutzer, die Pro-Funktion brauchen.

Mit dem Yoga 5G will Lenovo Mitte des Jahres für 1300 Euro das erste 5G-taugliche Notebook auf den Markt bringen und dabei nicht nur Sub-6-Netze, sondern auch welche im mmWave-Spektrum anbinden. Das 14-Zoll-Notebook läuft unter Windows und nutzt Qualcomms ARM-Prozessor Snapdragon 8cx. Dieselbe CPU steckt auch im 1100 Euro teuren Galaxy Book S von Samsung, welches nun angeblich im März erscheint.

Samsungs Galaxy Chromebook glänzt mit 4K-OLED-Display.

(Bild: Samsung)

Nicht mit ARM-Prozessor, sondern mit einem Intel Core i5 bestückt Samsung das üppig ausgestattete, edle „Galaxy Chromebook“ mit OLED-Display im 13,3-Zoll-Format und mit 360-Grad-Scharnier. Es zeigt Ultra-HD-Auflösung mit einer Helligkeit von bis zu 400 cd/m2 –⁄ das reicht für HDR400-Kontraste. Der Touchscreen lässt sich auch mit einem Stift bedienen, die Auswahl an ChromeOS-Anwendungen wächst. Wie von Intel für „Project Athena“-Notebooks gefordert, steckt auch ein Wi-Fi-6-WLAN-Adapter im Gerät. Bei nur 1 Kilogramm Gewicht verspricht Samsung acht Stunden Laufzeit; der OLED-Schirm braucht mehr Strom als die sparsamsten LC-Displays. Das Galaxy Chromebook soll mit 8 GByte RAM und 128-GByte-SSD ab 1000 US-Dollar zu haben sein, Preise und Liefertermine für Deutschland gibt es aber noch nicht.


Dieser Artikel stammt aus c't 3/2020.
(mue)