iPhone-Verschlüsselung: Apple weist Vorwürfe des US-Justizministers zurück

Strafverfolger können "auf mehr Daten zugreifen als je zuvor", betonte Apple – auch deshalb gebe es keinen Anlass, Verschlüsselung zu schwächen.

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iPhone-Streit

2016 demonstrierten Nutzer vor Apple-Läden gegen die vom FBI geforderte iPhone-Entsperrung.

(Bild: dpa, Justin Lane)

Lesezeit: 3 Min.

Der öffentliche Streit zwischen Apple und US-Behörden um die Entsperrung verschlüsselter iPhones spitzt sich zu: Der Konzern hat den von US-Justizminister William Barr am Montag erhobenen Vorwurf, keine "substantielle Hilfe" im Fall des Terroranschlags von Pensacola geleistet zu haben, mit Nachdruck zurückgewiesen.

Man habe alle Anfragen der US-Bundespolizei FBI nach dem Anschlag auf einer US-Militärbasis im Dezember umgehend beantwortet und "viele Gigabyte" an Informationen an die Strafverfolger übermittelt, darunter "iCloud-Backups und Account- sowie Transaktionsdaten" für mehrere Benutzerkonten. Es habe sich dabei um "alle Informationen gehandelt, die wir hatten".

Erst Anfang Januar, einen Monat nach dem Anschlag, habe das FBI Apple über ein weiteres iPhone des Schützen in Kenntnis gesetzt, erklärte der Konzern in einer ausführlichen Stellungnahme gegenüber Medien. Auch hier habe man alle verfügbaren Daten "innerhalb von Stunden" bereitgestellt. Man leiste dem FBI weiterhin technische Unterstützung bei der Ermittlung.

US-Justizminister Barr hatte den Angriff auf der US-Militärbasis in Pensacola im US-Bundesstaat Florida, bei dem drei US-Soldaten von einem saudischen Offizier getötet worden waren, Anfang der Woche als Terrorismus eingestuft. Es sei wichtig, dass Ermittler in solchen Fällen Zugriff auf Daten erhalten, so Barr – gemeint waren die Daten auf den mit einem Gerätecode geschützten iPhones des Attentäters. Apple und andere IT-Konzerne sollten die Behörden bei der Suche "nach einer Lösung" unterstützen.

Apple wies die Forderung nach einer Hintertür für staatliche Stellen erneut zurück: Es gebe keine Hintertüren "nur für die Guten", teilte der iPhone-Konzern mit. Strafverfolger hätten heute "Zugriff auf mehr Daten als je zuvor", deshalb müsse sich nicht zwischen der Schwächung von Verschlüsselung oder erfolgreichen Ermittlungsverfahren entscheiden. Verschlüsselung sei entscheidend "zum Schutz unseres Landes und der Daten unserer Nutzer", so Apple.

Vergangene Woche wurde bekannt, dass das FBI erneut von Apple Hilfe beim Entsperren von iPhones fordert. Die Verschlüsselung von iOS ist seit Version 8 an den vom Nutzer gesetzten Gerätecode geknüpft, entsprechend kann Apple ohne dessen Kenntnis die Daten nicht auslesen. Der Konzern gibt auf richterliches Geheiß aber iCloud-Daten, darunter die umfangreichen Geräte-Backups, heraus. Nur einzelne iCloud-Dienste setzen bislang auf Ende-zu-Ende-Verschlüsselung.

2016 versuchte das FBI, den Konzern zu einer Software-Lösung zu zwingen, die einen Bruteforce-Angriff auf den iPhone-Gerätecode möglich macht – Apple lehnt dies ab. Die Klage wurde zurückgezogen, nachdem ein externer Anbieter das iPhone für das FBI entsperren konnte. (lbe)