Ron Wyden: Adblocker und Werbebranche führen User in die Irre

Für "unfair, irreführend und wettbewerbsfeindlich" hält es US-Senator Wyden, wenn Adblocker Millionen kassieren, um Reklame und Tracking durchzulassen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 164 Kommentare lesen
Ron Wyden: Adblocker verkaufen User heimlich an die Werbebranche

(Bild: Ulf Wittrock/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Adblocker sind ein irreführendes Lockvogelangebot. So sieht das der einflussreiche Demokratische US-Senator Ron Wyden. "Hunderte Millionen Verbraucher rund um die Welt haben Software installiert, die vorgibt, Online-Werbung zu blockieren", schreibt er in einem Brief an die Handelsbehörde FTC, "Derweil haben die größten Werbefirmen, darunter Google, Amazon Microsoft und Verizon Media, Millionen Dollar an einige der größten Werbeblocker-Firmen bezahlt, um Verbraucher weiter verfolgen und zielgerichtet mit Werbung bedenken zu können."

Wyden fordert die FTC (Federal Trade Commission), auf eine offizielle Untersuchung einzuleiten. Die Behörde soll sicherstellen, dass die Betreiber der "Werbeblocker" ihren Usern klar sagen, was Sache ist.

Ronald Lee Wyden vertritt die Bürger Oregons im US-Senat.

(Bild: US-Senat (gemeinfrei))

Als primäres Beispiel führt der Demokraten die deutsche Firma Eyeo, Betreiber von Adblock Plus, an. Sie habe 2011 aufgehört, alle Reklame zu stoppen. Seither führe sie eine Liste "akzeptabler Werbung" (Acceptable Ads), die samt Tracking durchgelassen wird. Für eine solche Freischaltung verlangt die Firma nicht nur die Einhaltung gewisser Kriterien wie beispielsweise keine Pop-Ups, sondern von größeren Werbetreibenden in der Regel auch 30 Prozent ihrer zusätzlichen Umsätze. Das geht aus Eyeos Preisliste für Acceptable Ads hervor.

Seit Oktober 2015 können auch andere Werbeblocker dem Programm beitreten und mitverdienen. Damals habe ein anonymer Käufer Eyeos Mitbewerber Adblock übernommen, der seither ebenfalls "Acceptable Ads" passieren lasse.

Außerdem moniert Wyden, dass mehrere Adblocker-Anbieter ihre Software automatisch "upgegradet" hätten, ohne den Benutzern deutlich zu sagen, dass sie mit der neuen Version mehr Werbung sehen werden und von der Werbebranche mehr überwacht werden als zuvor. Das verletze wahrscheinlich US-Recht.

[Update 15. 1. 2020, 8:25 Uhr]

heise online hat Eyeo um Stellungnahme gebeten. "Eyeo hat die FTC 2016 darüber informiert, was Acceptable Ads sind und wie wir sie zu Geld machen", teilt das Unternehmen mit, "Die FTC versteht genau, wie wir Verbraucher vor aggressiver Werbung schützen. (…) Wir machen transparent, wie Accetapble Ads funktioniert, wie wir whitelisten, wie wir Geld verdienen und wie man die Acceptable-Ads-Option ausschalten und so alle Werbung blockieren kann."

Eyeo werde weiterhin Acceptable Ads ermöglichen. Es handle sich dabei um einen Kompromiss, und die Reklame werde "entgegen der Markttendenzen weniger aggressiv und aufdringlich". [/Update]

In Deutschland hat das Kartellamt grünes Licht für den Vertrag zwischen Google und Eyeo gegeben. Der Bundesgerichtshof hat entschieden, dass Eyeo Adblock Plus weiter vertreiben darf. Der Verlag Axel Springer prozessiert aber weiter, unter anderem mit dem Vorwurf der Verletzung deutschen Wettbewerbsrechts. Da sieht der Bundesgerichtshof noch ungeklärte Fragen zu Adblock Plus.

(ds)