Die Crux mit den Batteriekosten

Klartext: Das teure Elektroauto

2019 boomte der Markt für Elektrofahrzeuge – auf niedrigem Niveau: 2,4 Prozent der Neuzulassungen waren mit batterielektrischem Antrieb. Die Kosten sind immer noch zu hoch für das Gebotene.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 2681 Kommentare lesen
Klartext 5 Bilder

Lesezeit: 8 Min.
Von
  • Clemens Gleich
Inhaltsverzeichnis

Recherchen mit persönlichem Interesse liefern stets die brauchbarsten Ergebnisse, denn sie zwingen zur Vollansicht für den Auftraggeber und zur Detailansicht für sich selbst. Gerade habe ich eine Elektroauto-Marktübersicht verkauft. Gleichzeitig möchte ich ja selber gern einen elektrischen VW Up fahren. Bei meiner Recherche über Elektroautos kam am Ende heraus, dass mein Elektroauto wahrscheinlich besser ein Benziner wird. Jetzt dürfen Sie mich gerne verurteilen und moralisch ächten, dafür bin ich hier. Wenn Sie in einer ähnlichen Lage sind, dürfte sie jedoch auch der Grund interessieren: Die Lebenszeitkosten des Elektroautos sind schlicht immer noch zu hoch.

Meine Bedingungen hier sind nahezu optimal: Wir haben schon ein langstreckentaugliches Auto, einen 20 Jahre alten Mercedes C 180 T, der läuft wie ein Uhrwerk. Das E-Auto muss also nicht einmal in die nächste Großstadt und zurück kommen, was ein Erstgenerations-E-Up auch tatsächlich nicht zuverlässig schafft, zumindest nicht auf der Autobahn. Er muss die 80 Prozent der Tage abdecken, die bei unter 80 km Fortbewegung liegen. Easy-peasy. Dazu kommt, dass mein Garagendach undicht ist und auf das neue Dach mit Verlängerung zum Hang wahrscheinlich so um die acht Quadratmeter Solarpanels kommen. Wir hätten in unserer Weinlage steuerfreien Strom übrig, zumindest im Sommer. Und trotz allem zweifle ich nach meiner Datensammlung, ob sich ein gebrauchter (oder neuer) E-Up tatsächlich lohnt.

Der Trick mit der Ausstattung

Jeder Interessent kennt es: Kommt es auf den Preis zu sprechen, springt sogleich jemand hervor und verweist auf die überlegene Ausstattung des elektrischen Autos im Vergleich zum Basisbenziner. Das ist ein Trick der Hersteller, um einen Teil der erheblichen Mehrkosten aus der Batterie in verringerten Margen auf Sonderausstattungen zu verstecken: Kunde, vergleiche das bitte mit einem vergleichbar stark antretenden Motor und vergleichbar satter Ausstattung! Das ist eine unrealistische, unfaire Vorstellung von Markt. Das E-Auto gibt es nur in gut ausgestattet, denn ohne den Ausstattungsspeck gäbe es keinen Platz, die Akkukosten zu verstecken. VWs Basis-Golf erfreut sich höchster Beliebtheit. Es gibt schlicht keinen vergleichbaren Basis-E-Golf.

Eine Studie des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft Ende 2019 fällt auf genau diesen Trick herein. Sie kommt auf einen Kostenvorteil über 5 Jahre (bei 15.000 km/Jahr Fahrleistung) von im Schnitt über alle untersuchten Autopaare von 12 Prozent. Darin enthalten ist bereits die erhöhte E-Auto-Förderung (die Sie immer noch nicht beantragen können) und der Trick mit der Ausstattung. Der größte Anteil an der Ersparnis liegt im Wertverlust, denn der hängt direkt damit zusammen, dass die Margen auf Sonderausstattungen so hoch sind, dass sie den Wiederverkaufswert drücken. Wenn dort stattdessen ein echter Wert wie die Traktionsbatterie vorkommt, senkt das natürlich den Wertverlust. Das fällt dann auf, wenn der Wertverlust des E-Autos wie bei E-Up und BMW i3 (Test) über dem Vergleichsfahrzeug liegt.

Den i3 (Kleinwagen) vergleicht die Studie (oder besser: die kurze Untersuchung) absurderweise mit einem BMW 218d Active Tourer. Probe: Sie müssen als Familie ein Auto für alles anschaffen. Ist es der i3 oder der 218d? Halt, Sie wissen doch noch gar nicht, was Sie über 5 Jahre sparen beim i3: 720 Euro. Hallo? Hallo-o? Die Studie zeigt vor allem ihre eigenen absurden Vorannahmen. Wenn die Fahrleistungen dann noch deutlich unter die angenommenen 15.000 fallen, ist es großflächig vorbei mit sinnvoll, auch vom Umweltgedanken her. Bei Wenigfahrern in großen Autos trägt sich der CO2-Rucksack der Herstellung eines E-Autos nie ab. Am sinnvollsten stehen sich noch VW E-Up und ein Benziner als High Up gegenüber. Je geringer der Fahrzeugpreis, umso höher in Relation ja auch die Förderung. Wenn man nur genügend Geld drauf wirft, kann man die Ökonomie des E-Autos zurechtrücken, siehe Skandinavien. Dann zahlt die Rechnung am Ende jemand Anderes. Aber irgendjemand zahlt, und zwar mehr als bisher. Wir hoffen, dass das E-Auto einen Beitrag zur Lebensraumsicherheit leistet, der auch nur annähernd mit seinen Kosten korreliert. Dann kann es sich für die Gesellschaft lohnen. Für den Einzelnen lohnt es sich derzeit eher selten.