Windows-API-Nachbau Wine 5.0 beherrscht Vulkan 1.1

Die neue Vollversion von Wine bietet verbesserte Audio- und Grafik-Implementierungen, von denen vor allem Spiele profitieren.

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Wine 3.0 bringt Unterstützung für Direct3D 11 auf Linux

(Bild: Pixabay)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Matthias Parbel

Als Windows-Kompatibilitäts-Layer für Linux, macOS und Android beherrscht Wine 5.0 offiziell die neuesten Vulkan Graphics APIs in Version 1.1. Seit Veröffentlichung des letzten Major Release Wine 4.0 ist rund ein Jahr vergangen, in dem die Macher von Wine nach eigener Aussage über 7400 Fehlerbereinigungen, Verbesserungen und neue Funktion in den Kompatibilitäts-Layer eingearbeitet haben. Neben der verbesserten Grafikunterstützung sind unter anderen die Implementierung von FAudio, Module im Windows-Binärformat PE sowie die Möglichkeit eingeflossen, Plug-and-Play-Treiber zu installieren.

Vulkan-Treiber bis zur aktuellsten Version 1.1.126 stehen in Wine 5.0 uneingeschränkt zur Verfügung. Auch mehrere Monitore und Display-Adapter lassen sich nun sogar mit dynamischen Konfigurationseinstellungen nutzen. Für Direct3D-Anwendungen lassen sich nun auch bisher unterschlagene Funktionen wie der Wechsel zwischen Fullscreen- und Fenster-Modus oder Änderungen der Display-Einstellungen verwenden. Im Fullscreen-Betrieb funkt der Bildschirmschoner nun nicht mehr ungewollt dazwischen.

Zu einer besseren Darstellung in Spielen dürfte beitragen, dass die Wine-Entwickler unter anderen die S3TC-Kompression für Texturen implementiert haben, mehr Shader Reflection APIs unterstützen und verschiedene Fehler bei der Lichtberechnung in DirectDraw-Anwendungen behoben haben. Anwendern steht darüber hinaus eine größere Auswahl kompatibler Grafikkarten offen.

Für DLLs und andere Module kommt anstelle von ELF (Executable and Linkable Format) künftig das Windows-Binärformat PE (Portable Executable) zum Einsatz, wenn der MinGW-Kompiler vorliegt. PE-Module können nun standardmäßige Wide-Char-C-Funktionen verwenden, was zu einfachem lesbarem Code beitragen soll. Darüber hinaus ersetzen die PE-Binaries im Wine Prefix die bisher genutzten "gefälschten" DLL-Dateien. Dadurch kommt der Prefix stärker einer tatsächlichen Windows-Installation gleich. Das PE-Format soll außerdem auch Kopierschutzmechanismen zugutekommen, die prüfen, ob die Inhalte der Systemmodule auf der Festplatte und im Speicher identisch sind.

Grundlegend überarbeitet haben die Wine-Entwickler auch die Media-Foundation- sowie XAudio2-Librarys. Für bessere Kompatibilität greifen die XAudio2-Reimplementierung nun auf die externe FAudio-Library zurück. Eine vollständige Liste aller weiteren Änderungen in Wine 5.0 findet sich im Changelog auf der Projektseite der Entwickler. Der Sourcecode steht bereits zum Download bereit, Binary Packages sind laut Ankündigung in Vorbereitung.

Die Macher hinter Wine widmen das Release 5.0 Józef Kucia, der im vergangenen August unerwartet früh im Alter von nur 30 Jahren verstarb. Er war nicht nur Lead Developer des vkd3d-Projekts, sondern hat auch maßgeblich zur Direct3D-Implementierung in Wine beigetragen. (map)