Mittel zum Leben

Landwirte blockieren das Edeka-Großlager in der Nähe Oldenburgs – sie fühlen sich von der aktuellen Werbekampagne verhöhnt.

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Zum 100-jährigen Bestehen rollt die Regionalgesellschaft Minden-Hannover eine vermeintlich harmlose Werbekampagne mit Deutschlands Vorzeigekomiker Otto Waalkes aus: „Essen hat einen Preis verdient: den niedrigsten“, steht auf den Plakaten. Statt des niedrigsten Preises, erzielt der Konzern heute am Montag allerdings erst einmal gar keinen Preis, weil die Waren nicht in die Geschäfte vordringen. Von Sonntagabend bis Montag früh gegen vier Uhr, blockieren etwa 200 Schlepper das Zentrallager von Edeka in Wiefelstede.

Da kann man nur fragen: Ja, was denn nun, lieber Edeka-Konzern, liebt Ihr nun Lebensmittel oder wollt Ihr sie billig an die Menschen bringen? Während eine solche Kampagne bei Kunden vermutlich nur ein Stirnrunzeln auslöst – wenn überhaupt – macht es die Landwirte offenbar wütend und treibt sie zu nachtschlafender Zeit in die Führerhäuser. Die Trecker sind ohnehin noch von den Demonstrationsfahrten der letzten Monate warm. Bei denen ging und geht es letztlich um Wertschätzung für die Arbeit der Landwirte und die Möglichkeit wirtschaftlich Lebensmittel zu erzeugen.

Spontan kann aber offenbar auch wirkungsvoll sein, denn sowohl der Deutsche Bauernverband als auch Julia Klöckner stellten sich kurzfristig hinter die Protestierenden und kritisierten den Konzern. Der kommt mit einer Begründung daher, die ein wenig kurios klingt. Mit „Essen“ sei nicht Nahrung gemeint, sondern ein Ort im Landkreis Oldenburg. Ziel der Kampagne sei es gewesen, gezielt Ortschaften anzusprechen. Nun, ob das jemand in Hannover oder irgendeinem anderen beliebigen Ort, der weiter als 20 Kilometer von besagtem Essen entfernt ist, verstehen kann, ist zweifelhaft. Und dort hängen die Plakate. Und die Botschaft ändert sich damit auch nur unwesentlich.

Wenn der Konzern nicht gerade vorhat, sein Image zu wechseln und den Diskounter-Markt zu knacken, hat er sich keinen Gefallen getan – zumal Otto als Werbeträger sicher nicht ganz billig war. Allerdings passt die Kampagne zu einer Beobachtung in unserem Edeka-Markt im Nachbarort: Die köstlichen Äpfel vom Obsthof aus dem Landkreis sind aus den Regalen verschwunden. Stattdessen gibt es jetzt Äpfel aus dem Alten Land. Weniger regional, weniger lecker, aber billiger.

(jsc)