Qt Company schränkt Long-Term-Support-Versionen auf zahlende Kunden ein

Künftig benötigen Entwickler einen Qt-Account für die Installation von Binarys und LTS-Versionen sowie der Offline-Installer sind zahlenden Kunden vorbehalten.

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Schloss, Zensur, Überwachung

(Bild: Michal Jarmoluk, gemeinfrei)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Björn Bohn

Die Qt Company hat Änderungen an ihren Angeboten bekanntgegeben. Demnach sollen Entwickler künftig einen Qt-Account für die Installation von Qt-Binarys benötigen. Außerdem sind Long-Term-Support-Versionen (LTS) und Offline-Installer der Unternehmensprodukte ab der kommenden Qt-Version 5.15 nur noch für zahlende Kunden verfügbar. Darüber hinaus bietet Qt für kleinere Unternehmen (weniger als fünf Mitarbeiter und ein Jahresumsatz unter 100.000 US-Dollar) eine neue Lizenz an, die 499 Dollar pro Jahr kosten soll. Die Community scheint in den sozialen Medien und den Kommentaren zur Ankündigung wenig begeistert zu sein.

In einem Blogbeitrag hat die Qt Company die Änderungen zusammengefasst. Als Begründung gibt das Unternehmen an, dass dadurch das weitere Wachstum von Qt als Plattform gewährleistet sein soll. Durch die Notwendigkeit eines Qt-Accounts zum Installieren von Binarys erhofft sich die Firma mehr Beiträge aus der Open-Source-Community, da ein Benutzerkonto für Bug-Reports und Code-Reviews schon immer verpflichtend war.

Der Offline-Installer von Qt sei hingegen ein Feature, das vor allem für Unternehmenskunden interessant sei. Der Wegfall der kostenfreien Möglichkeit soll also ganz klar das Bezahlprodukt attraktiver machen. Die Firma glaubt jedoch, dass der Einfluss auf Open-Source-Nutzer gering sei. Ebenso sollen Open-Source-Entwickler nun schneller auf neue Qt-Versionen umsteigen müssen, wodurch sich das Unternehmen mehr Feedback zu den einzelnen Versionen erhofft. Die LTS-Releases seien für zahlende Kunden vorbehalten, die auf eine bestimmte Qt-Version für eigene Produkte angewiesen sind.

In einem Statement spricht der KDE-Entwickler Albert Astals Cid über die Folgen des Wegfalls des Long-Term-Supports. Er argumentiert, dass KDE wohl wenig Probleme durch die Umstellung haben werde, da man bisher auch gut ohne LTS ausgekommen sei – schließlich waren bislang nur Qt 4.8, 5.6, 5.9 und 5.12 damit ausgestattet. Für die Zukunft bleibe zu hoffen, dass Qt 5.15 ein gutes Release sei. Ein Umstieg auf Qt 6 dauert wohl lange, weshalb das Projekt bis dahin auf Qt 5.15 ohne Bugfixes angewiesen sei. Sollte das Release zu fehlerbehaftet sein, müsse man unter Umständen auf einen Fork zurückgreifen. Das hätte allerdings eine Spaltung der Community zur Folge, da einige Bugs bei Qt, andere beim Fork behoben würden.

Die aktuelle Qt-Version ist Qt 5.14.1, die zahlreiche Bugfixes umfasst. Ein Release von Version 5.15 ist für Mai geplant. (bbo)