Endgültiges Aus für Aufklärungsdrohnen bei der Bundeswehr

Die Bundeswehr hat die Beschaffung von Drohnen des US-Herstellers Northrop Grumman gestoppt. Bemannte Jets sollen die Aufgabe übernehmen.

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Endgültiges Aus für Aufklärungsdrohnen bei der Bundeswehr

(Bild: boscorelli/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Detlef Borchers
  • Kim Sartorius

Das hochfliegende Bundeswehr-Projekt Pegasus ist gescheitert. Nach dem Aus für die Aufklärungsdrohne EuroHawk im Jahr 2013 sind auch die Pläne der Bundeswehr Makulatur, drei Drohnen vom Typ Triton MQ-4C Global Hawk zur Erfassung von Signalen im östlichen NATO-Luftraum fliegen zu lassen.
Ausschlaggebend für die Entscheidung war die eingeschränkte Zulassung der Global Hawks der NATO durch die italienischen Behörden. Diese auf dem sizilianischen Flugplatz Sigonella stationierten Drohnen dürfen nur in einem speziellen, über dem Mittelmeer gelegenen Luftkorridor starten und landen und nicht den Luftraum des allgemeinen Flugverkehrs benutzen. Für den Einsatz des für den Drohnenflug entwickelten Aufklärungs-Moduls ISIS will die Bundeswehr jetzt Bombardier-Jets kaufen.

Wie ein Sprecher des Verteidigungsministeriums gegenüber dem Militär-Blog Augen Geradeaus bestätigte, ist bereits in der letzten Woche die Entscheidung gefallen, keine Drohnen zur signalgebenden Aufklärung einzusetzen. Beim Projekt Pegasus (PErsistent German Airborne SUrveillance System) sollten für 2,5 Milliarden US-Dollar drei Drohnen vom Typ MQ-4C Triton angeschafft werden und von Deutschland aus im allgemeinen Luftraum dank einer "dauerhaften Flugfreigabe auf Weisung des Verteidigungsministeriums" starten und landen dürfen.

Genau diese Flugfreigabe wurde fraglich, nachdem die italienischen Behörden den NATO-Drohnen auf Sizilien nur einen eingeschränkten Start- und Landebereich zubilligten. Nach dem Start müssen dort die Drohnen in einem Korridor eine Flughöhe von 12.000 Fuß erreichen, in der sie über dem allgemeinen Flugverkehr fliegen können. Der Grund für diese Entscheidung der italienischen Luftaufsicht liegt darin, dass die Global Hawk genannten Drohnen über keine Ausweich-Systeme verfügen.

Bereits nach dem Aus für die Aufklärungsdrohne EuroHawk im Jahr 2013 wurde diskutiert, ob das in Deutschland entwickelte Aufklärungsmodul ISIS nicht 2017 in einem bemannten Flugzeug vom Typ Bombardier Global 5000 zum Einsatz kommen könnte. Nun soll nach einem Bericht der Defense News der Nachfolger Bombardier Global 6000 gekauft werden, dessen Produktion kurz vor dem Auslaufen steht. Mit einem bemannten Jet kann die Bundeswehr die Zulassungsprobleme umgehen und die Signalaufklärung wie zur Zeit der Breguet Atlantic im Schichtdienst mit mehreren Besatzungen an Bord betreiben. (kim)