Klima und Rendite

Große Investmentfonds wollen das Geld ihrer Investoren künftig nachhaltiger anlegen. Ist das mehr als reines Greenwashing?

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Die Klimabewegung erhält Unterstützung aus unerwarteter Richtung: Black Rock, die größte Fondsgesellschaft der Welt, will das Geld ihrer Kunden verstärkt nach ökologischen Kriterien anlegen. Und auch der britische Hedgefonds TCI, laut Bloomberg im vergangenen Jahr der profitabelste der Welt, will weniger in Umweltsünder investieren. Haben die harten Jungs nun ihr weiches Herz entdeckt – oder ist das alles nur Greenwashing?

Der Verdacht, dass dies alles nur betriebswirtschaftliches Kalkül oder politischer Opportunismus ist, liegt natürlich nahe. So hat Klimareporter beispielsweise aufgezeigt, dass Black Rocks angeblicher Rückzug aus der Kohlewirtschaft ziemlich inkonsequent ist.

Trotzdem sehe ich darin auf mehreren Ebenen einen großen Schritt. Black-Rock-Chef Larry Fink hat ausdrücklich betont, er handele nicht als Umweltschützer, sondern als Kapitalist. Verlogenheit kann man ihm also schon mal nicht vorwerfen.

Aber das ist nicht alles. Dass ein Investor nicht in schlechte Investments investieren möchte, ist trivial. Wenn er aber Klima als weiteren Maßstab anführt, kann dieser durchaus auch in Konkurrenz zur Rendite stehen. Unabhängig davon, wie er sich im konkreten Fall entscheidet – er muss sich an seinen eigenen Worten messen lassen.

Weiterhin bemerkenswert ist, dass die neue Richtung offenbar für das gesamte Portfolio der aktiv gemanagten Fonds gilt. Spezielle Nachhaltigkeitsfonds bieten praktisch alle Fondsgesellschaften bereits an, aber das Kerngeschäft bleibt dadurch unberührt. Union Investment hat beispielsweise einige Nachhaltigkeitsfonds aufgelegt, bietet sie Riester-Sparern aber erst seit Juni 2019 an. [Nachtrag: In der ursprüngliche Fassung hieß es, dass Union Riester-Sparern gar keine Nachhaltigkeitsfonds anbietet. Diese Information war überholt.]

Durch seine Marktmacht überbrückt Black Rock auch die Brücke zwischen Shareholder Value – also den Interessen der Anteilseigner – und dem Stakeholder Value, der auch die Interessen von Kunden, Zulieferern, Geschäftspartnern, Mitarbeitern oder der Gesellschaft umfasst. Traditionell sind die Lenker börsennotierter Unternehmen eher auf die Interessen ihrer Aktionäre fixiert.

Wenn aber genau diese, vertreten durch einen Fonds wie Black Rock, noch andere Dinge fordern als nur gute Quartalsergebnisse, ergibt das einen weitaus mächtigeren Hebel als noch so viele Demonstrationen und Appelle an die unternehmerische Moral. (grh)