Intelligente Stromzähler: Startschuss für verpflichtenden Smart-Meter-Einbau

Das BSI hat in einer Marktanalyse festgestellt, dass intelligente Messsysteme eingeführt werden können. Die technischen Möglichkeiten dafür seien gegeben.

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Intelligente Stromzähler: Startschuss für verpflichtenden Smart-Meter-Einbau

(Bild: Krisana Antharith/Shutterstock.com)

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Die mit dem Gesetz zur "Digitalisierung der Energiewende" 2016 vorgesehene Pflicht zum Einbau intelligenter Stromzähler greift seit Freitag. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat dazu mit einer sogenannten Markterklärung den letzten erforderlichen formellen Schritt getan. Es stellt darin fest, dass mit Power Plus Communications, Sagemcom Dr. Neuhaus und EMH Metering "drei voneinander unabhängige Unternehmen intelligente Messsysteme am Markt anbieten", die den gesetzlichen Anforderungen genügen.

Damit besteht laut der BSI-Analyse die technische Möglichkeit zur breiten Smart-Meter-Markteinführung. Ein Jahr zuvor hatte die Behörde bereits festgestellt, dass die für den verschlüsselten Einsatz intelligenter Messsysteme nötige Infrastruktur ausnahmslos verfügbar sei. Seitdem war der freiwillige Einbau zertifizierter Geräte prinzipiell möglich. Das dritte erforderliche Gerätezertifikat hatte das BSI im Dezember übergeben.

Die jetzt greifende Auflage betrifft Haushalte mit einem Jahresstromverbrauch von über 6000 kWh, was durchschnittlich mit fünf oder mehr Personen erreicht sein dürfte. Die Obergrenze liegt bei 100.000 kWh, da darüber hinaus die BSI-Zertifizierungen noch nicht ausreichen. Smart Meter sind auch vorgeschrieben, wenn Solaranlagen mit einer Leistung von sieben kW bis 100 kW installierter Leistung Strom erzeugen oder Verbraucher ein verringertes Netzentgelt für eine Wärmepumpe oder eine Nachtspeicherheizung zahlen beziehungsweise über eigene Ladepunkte für Elektromobile verfügen.

Messstellenbetreiber oder der Vermieter können ferner in Eigenregie bei Haushalten mit einem Jahresverbrauch unter der festgelegten Grenze Smart Meter installieren. In den ersten drei Jahren ist vorgesehen, dass Energieunternehmen mindestens zehn Prozent der Stromverbraucher in ihrem Zuständigkeitsbereich mit einschlägigen Gateways ausstatten. Dafür können sie den Kunden bis zu 100 Euro im Jahr in Rechnung stellen. Der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) befürchtet, dass viele Konsumenten auf diesen Zusatzkosten sitzen bleiben, da sie im Gegenzug keine variablen Tarife angeboten bekommen.

Smart Meter der ersten Generation sind technisch nicht in der Lage, Photovoltaikanlagen oder Ladestationen für E-Fahrzeuge je nach Netzauslastung selbstständig zu steuern. Der Mehrwert für Haushalte mit solchen Einrichtungen hält sich daher allenfalls in engen Grenzen. Die Piratenpartei ruft schon seit Längerem zum Widerstand gegen die "Zwangsbeglückung" privater Verbraucher mit "Spionagezählern" auf.

"Intelligente Messsysteme sind die Schlüsseltechnologie für die Digitalisierung der Energiewende", wirbt dagegen das Bundeswirtschaftsministerium für die Technik. "Sie versorgen die Akteure – vom Netzbetreiber über den Stromlieferanten bis zum Verbraucher – mit den Informationen zu Erzeugung und Verbrauch, die sie benötigen." Mit dieser Hilfe könnten künftig die Stromnetze intelligent gesteuert und effizienter genutzt werden.

Der Digitalverband Bitkom vergleicht das "lang erwartete" Startsignal sogar "mit der Einführung der ersten Smartphones": Mit der Hardware entwickelten sich "völlig neue Anwendungen", deren Vielfalt sich "derzeit nur erahnen" lasse. Funktionen etwa für das Laden von Elektroautos, "wenn gerade günstiger Windstrom zur Verfügung steht", oder die Direktvermarktung von Strom aus Blockheizkraftwerken müssten nun rasch entwickelt werden. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) sprach von einem "wichtigen Schritt hin zur notwendigen Etablierung intelligenter Stromnetze". Damit die Kunden von den Vorteilen intelligenter Messsysteme profitieren könnten, müsse die Technologie "jetzt schnell weiter verbessert werden". (bme)