Post aus Japan: Drohnen brauchen staatliche Starthilfe
Nippons Regierung will das Land zu einer Großmacht bei autonomen Fluggeräten aufbauen. Bisher tat sich privatwirtschaftlich allerdings wenig. Deshalb gibt's jetzt Geld.
- Martin Kölling
Manchmal kann auch der Erfolg eines kleinen deutschen Start-ups große japanische Pläne symbolisieren. Bei einem globalen Wettbewerb des japanischen IT-Dienstleisters NTT Data wurde der Drohnenentwickler Wingcopter aus Darmstadt mit dem SDG-Preis für die beste Idee in der Entwicklungshilfe geehrt. SDG steht für Social Development Goals.
Wingcopters Drohne ist durch patentierte Kipprotoren eine Mischung aus Senkrechtstarter und Flugzeug. Auf bis zu 240 km/h kann das bisherige Modell beschleunigen, bis zu sechs Kilogramm Nutzlast ausliefern. Das Unternehmen hat mit seinem Fluggerät schon in Vanuatu erfolgreich den Transport von Medizin in entlegene Dörfer demonstriert. Aber auch auf Japan stimmt Firmenmitgründer Tom Plümmer ein Loblied an: "Japan ist wirklich wahnsinnig spannend".
Offen für neue Technik
Das Land sei grundsätzlich offen für neue Technologie – und zudem wild entschlossen, nicht noch eine dritte große Marktchance zu verpassen, meint Plümmer. Elektroautos hat die Industrie ebenso verschlafen wie den globalen Car-Sharing-Boom. So hat die Regierung bereits eine nationale Drohnenstrategie aufgelegt, mit der Japan zu einer Großmacht im bodennahen Lufttransport aufsteigen soll.
Auch lokale Projekte gibt es. Wingcopter nimmt beispielsweise an einem Langzeitversuch in der südjapanischen Provinzstadt Goto teil, die Drohnenauslieferungen auf entlegene Inseln als Geschäftsmodell testen wird. Plümmers Fazit der Bemühungen: "Das zeigt, dass eine gewisse Ernsthaftigkeit da ist, Drohnen in die Luft zu kriegen."
Doch allein der Wille reicht nicht aus, Japans Drohnenindustrie auch abheben zu lassen. Es gibt zwar einzelne Projekte. Doch während der chinesische Drohnenhersteller DJI inzwischen mit seinen Fluggeräten 70 Prozent des privaten und unternehmerischen Drohnenmarkts kontrolliert, machen japanische Hersteller – wenn überhaupt – eher negative Schlagzeilen.
Investment von Toyota
So musste der Technikkonzern NEC voriges Jahr zugeben, dass ihm eine Drohne vom Testgelände entflogen war. Von anderen Projekten ist wenig zu hören. Stattdessen investiert Toyota für seine aeromobilen Ambitionen lieber 394 Millionen Dollar in den amerikanischen Drohnenentwickler Joby Aviation.
Ein Grund für die langsame Entwicklung in Japan ist, dass den Erfindern ein wichtiger Katalysator für Kreativität fehlt: hohe Geldsummen von Venture Funds. Das hat auch die Regierung erkannt. Sie versucht die Lücke mit staatlicher Starthilfe zu schließen.
Sie will ein Gesetz ins Parlament einbringen, das heimischen Herstellern den Zugang zu niedrig verzinsten Krediten öffentlicher Geldgeber und Kreditbürgschaften erleichtert.
Öffentliche Hand springt ein
Außerdem sollen japanische Unternehmen und die öffentliche Hand als Abnehmer einspringen. So erwägt die Regierung, den Kauf von japanischen Drohnen für die Inspektion von Infrastruktur und das Krisenmanagement zu fördern.
Die Sicherheitsbedenken gegen chinesische Drohnen, die vor allem in den USA erhoben werden, verstärken den Trend bei Amerikas engstem asiatischen Alliierten noch.
Die Küstenwache wird ihre chinesische Drohnenflotte durch Geräte aus anderen Nationen, vorzugsweise der eigenen ersetzen. Nun muss sich allerdings zeigen, dass Industriepolitik auch rasch genug wirkt, um Japans Unternehmen in dieser schnelllebigen neuen Industrie auf globales Niveau zu heben.
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