FTTH-Ausbau: Neue Investoren für Deutsche Glasfaser

Ein schwedischer Investor und ein kanadischer Pensionsfonds übernehmen die Deutsche Glasfaser – und wollen Milliarden in den FTTH-Ausbau stecken.

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FTTH-Ausbau: Neue Investoren für Deutsche Glasfaser

(Bild: heise online/vbr)

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Der schwedische Investor EQT und der kanadische Pensionsfonds OMERS übernehmen die Deutsche Glasfaser von den bisherigen Eigentümern KKR und Reggeborgh. EQT will als künftiger Mehrheitseigner den Netzbetreiber, der in den vergangenen Jahren stark in den Ausbau von Glasfasernetzen im ländlichen Raum investiert hat, mit dem saarländischen Regionalcarrier Inexio zusammenführen.

Die neue Gruppe plane, in den kommenden Jahren über 7 Milliarden Euro in schnelles Internet zu investieren, teilten die Unternehmen am Montag mit. Der Verkauf soll im zweiten Quartal 2020 über die Bühne gehen, wenn die betroffenen Aufsichtsbehörden ihre Zustimmung erteilen. Angaben zum Kaufpreis machen die neuen Eigentümer nicht.

Deutsche Glasfaser baut seit 2011 Glasfasernetze in Gemeinden auch abseits der Ballungszentren. Das Unternehmen mit mittlerweile mehr als 650 Mitarbeitern arbeitet mit über 400 Kommunen zusammen und hat rund 630.000 FTTH-Anschlüsse gelegt. Inzwischen kooperiert die Deutsche Glasfaser auch mit der Deutschen Telekom und Vodafone.

"Die künftig enge Zusammenarbeit mit Inexio in einer Unternehmensgruppe eröffnet weiteres Beschleunigungspotenzial für unseren Glasfaserausbau", freut sich CEO Uwe Nickl. "Mit den für die Gruppe mittelfristig geplanten 6 Millionen FTTH-Anschlüssen werden wir weiter gerade die weißen und grauen Flecken erschließen."

Im September vergangenen Jahres hatte EQT bereits den Regio-Carrier Inexio übernommen und dafür Berichten zufolge rund 1 Milliarde Euro auf den Tisch gelegt. Inexio ist ein Regional-Carrier, der hauptsächlich den Raum Saarbrücken, Saarlouis und Kaiserslautern mit Internetzugängen versorgt.

Hat das Unternehmen bisher dabei vor allem DSL-Anschlüsse vermarktet, sollen es künftig mehr Glasfaseranschlüsse sein: Bis zum Jahr 2030 will das Unternehmen rund 2 Millionen Haushalte mit einem Glasfaserhausanschluss erreichen und mindestens die Hälfte davon als Kunde gewinnen. "Um unser Ziel zu erreichen, haben wir im letzten Geschäftsjahr viele grundlegende Voraussetzungen geschaffen", erklärt CEO David Zimmer.

Branchenvertreter begrüßten die Übernahme als positives Signal für den Glasfaserausbau in Deutschland. "Die Investoren haben verstanden, dass es ökonomisch sinnvoll ist, sich auf den ländlichen Bereich zu konzentrieren, dort wo Bedarf und Nachfrage am größten sind", meint VATM-Chef Jürgen Grützner. "Das ist genau im Sinne von Bürgern, Mittelstand und Politik."

Der Einstieg von Finanzinvestoren bei kleineren und mittelständischen Carriern und das Joint Venture von Telekom und EWE ("Glasfaser Nordwest") zeigten, dass im Telekommunikationsmarkt ausreichend Kapital vorhanden ist, kommentiert Stephan Albers vom Breko-Verband und warnt deshalb vor falscher Förderung: "Staatliche Förderung mit der ‚Gießkanne‘ und ohne eine klare Priorisierung zugunsten besonders schlecht versorgter Gebiete wird den Glasfaserausbau nicht beschleunigen, sondern verlangsamen." (vbr)