CRISPR gegen Krebs

Forscher der University of Pennsylvannia haben ein neues Kapitel bei der Behandlung von Krankheiten aufgeschlagen und in einer kleinen Machbarkeitsstudie erste Belege für die Sicherheit der Therapie gegen Blut- und Bindegewebskrebs gesammelt.

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CRISPR: Erste Behandlung von Krebspatienten

(Bild: gopixa/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Charlotte Jee
  • Antonio Regalado

Drei Menschen mit fortgeschrittenem Krebs haben ohne schwerwiegende Nebenwirkungen Immunzellen injiziert bekommen, die mit der Geneditiertechnik CRISPR verändert worden waren. Es ist die erste klinische Pilot-Studie aus den USA über diese Technik und die erste CRISPR-Krebsstudie, deren Ergebnisse veröffentlicht wurden.

Das Ziel der Forscher war zunächst zu prüfen, ob die Technik sicher einsetzbar ist, und nicht, ein Heilmittel zu finden. Alle drei über 60-jährigen Patienten, zwei mit einem Blutkrebs namens "multiples Myelom" und einer mit einem Sarkom, also einem Bindegewebskrebs, hatten behandlungsresistente Tumoren, die das gleiche Protein produzierten.

Die experimentelle Forschung an der University of Pennsylvania begann im vergangenen Jahr im April. Die Ärzte entnahmen den Patienten Blutproben und veränderten die darin enthaltenen Immunzellen auf gentechnischem Weg. Genauer gesagt fügten sie ein Gen ein, um die T-Zellen auf Angriffskurs gegen die Krebszellen zu bringen. Mithilfe des CRISPR-Verfahrens löschten sie parallel dazu auch ein Gen namens PD-1, das die Abwehrkräfte des Immunsystems bremsen kann. PD-1-Hemmer haben bei Immuntherapien gegen einige Krebsarten dramatische Wirksamkeit gezeigt. Jetzt geht es darum, die gleiche Fähigkeit direkt in die DNA von T-Zellen einzubauen.

Jeder Patient erhielt eine Dosis seiner eigenen T-Zellen, die per CRISPR verändert wurden. Neun Monate später fanden sich die modifizierten Abwehrzellen immer noch in ihrem Blut. Die Ergebnisse der Studie wurden im Fachjournal "Science" veröffentlicht.

Gen-Editiermethoden - eine kleiner Einblick (6 Bilder)

Das System aus CRISPR (Clustered Regularly Interspaced Short Palindromic Repeats) und der Cas9-Nuklease haben die Molekularbiologinnen Jennifer Doudna und Emmanuelle Charpentier 2012 entdeckt. Dank seiner einfachen Handhabe und geringer Kosten erlebt die Gentherapie derzeit ein Revival.
(Bild: Text: Inge Wünnenberg; Grafik: Brian Sipple)

Das Vorgehen der Wissenschaftler war nicht ohne Risiko. Sie waren etwa besorgt, dass die veränderten Zellen eine problematische Immunantwort auslösen könnten, da das im CRISPR-Prozess verwendete Protein von Bakterien stammt. Das erwies sich zum Glück als unbegründet.

Eine zweite Sorge bestand darin, dass die CRISPR-Genbearbeitung auch sogenannte Off-Target-Effekte hervorruffen kann, also eine Wirkung an ganz anderen Stellen des Erbguts als den geplanten. Theoretisch können etwa unbeabsichtigte genetische Deletionen (Löschungen) dazu führen, dass die Zellen entarten und der Patient an Krebs erkrankt. Die Forscher beobachteten zwar einige Off-Target-Änderungen, aber keine problematischen.

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Allerdings hielt sich auch die Wirksamkeit der Behandlung in Grenzen. Obwohl sich der Zustand der Patienten während der Behandlung stabilisierte und ihre Tumore schrumpften, hatten die T-Zell-Injektion keine langfristigen Effekte. Ein Proband ist bereits gestorben. Die beiden anderen haben eine Verschlechterung ihres Krebses erlebt und werden jetzt auf anderem Weg behandelt.

Die Studie wird zwar nicht fortgesetzt, da die verwendete Technikvariante mittlerweile veraltet ist und die Gen-Editing-Technologie sich seit 2016, als die Studie genehmigt wurde, rasant weiterentwickelt hat. Die ermutigenden Ergebnisse dürften jedoch den Weg für weitere Patiententests mit Gen-Editing-Technologien ebnen. In diesem Jahr zum Beispiel wurde in Europa der erste Patient mit einer Erbkrankheit – Beta-Thalassämie – mit einem CRISPR-Verfahren behandelt. Fyodor Urnov von der University of California in Berkeley, der nicht an der Pilotstudie der University oof Pennsylvania beteiligt war, sagte gegenüber "Science", dass die Studie "Fragen beantwortet hat, die das Feld lange beunruhigt haben".

(vsz)