Missbrauchsbeauftragter: Games-Branche soll keine Staatsknete mehr bekommen

Der Missbrauchsbeauftragte Johannes-Wilhelm Rörig will die Förderung für die Games-Industrie ausgesetzt wissen, da diese den Kinderschutz blockiere.

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Missbrauchsbeauftragter: Games-Branche soll keine Staatsknete mehr bekommen

(Bild: JJFarq/Shutterstock.com)

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Schwere Vorwürfe gegen die Computerspiele-Industrie hat der Beauftragte der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, erhoben. Der Verband der deutschen Games-Branche (Game) stelle mit seinen Einwänden gegen die geplante Jugendmedienschutznovelle unter Beweis, "dass diese Branche keinerlei Interesse an wirksamem Schutz von Mädchen und Jungen vor Cybermobbing und Cybergrooming hat", erklärte der Jurist gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

"Gewinnmaximierung steht offenbar vor wirksamem Kinderschutz bei Online-Computerspielen", sagte Rörig und fordert daher drastische Mittel: Der Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, Andreas Scheuer (CSU), solle die "Millionen-Förderung" der Branche solange aussetzen, bis diese "das Maximum für einen wirksamen Kinderschutz" in ihren Produkten tue. Der Game-Verband wolle "vernebeln", dass in diesem Bereich vor allem im Internet bisher nicht genügend passiert sei.

Die derzeit geltenden Alterskennzeichnungen für Interaktionsangebote wie Chats, Online-Spiele und weitere Kontakt- oder Kommunikations-Apps sollten dringend neu bewertet werden, verlangte der 60-jährige Vater zweier Kinder, der auch eine "EU-rechtskonforme Vorratsdatenspeicherung" für unerlässlich hält. "Eltern müssen endlich eine zuverlässige Orientierung haben, um ihrer Sorgeverantwortung gerecht zu werden. Solche Kennzeichnungen dürfen nicht allein den Herstellern überlassen bleiben."

Game hatte zuvor den Referentenentwurf von Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) für eine Reform des Jugendschutzgesetzes als rückwärtsgewandt und "prädigital" kritisiert. Die gelernten Alterskennzeichen würden damit überladen und drohten an Aussagekraft für Eltern zu verlieren, befürchtet der Verband. Er warb zudem für eine bessere Vermittlung von Medienkompetenz. Nur dadurch "können Kinder und Jugendliche eine Mediensouveränität erlangen, die den besten Jugendschutz ermöglicht".

Giffey will das Jugendschutzgesetz so ändern, dass Spiele- und Filmplattformen mit mehr als einer Million Nutzern ihre Inhalte künftig mit einer "deutlichen" Alterskennzeichnung versehen müssen. Dabei soll nicht nur der Inhalt der Clips oder Spiele anhand von Kriterien wie Gewalt berücksichtigt werden, sondern auch, ob bestimmte sogenannte Interaktionsrisiken bestehen und ob die "Medien eine exzessive Nutzungsweise fördern" – hier geht es um offene Chats, In-Game-Käufe oder Lootboxen.

Derweil sehen auch die Landesmedienanstalten den Vorschlag skeptisch. Sie befürchten etwa einen Kompetenzverlust, weil Giffey die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien zu einer "Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz" ausbauen möchte, was eigentlich Ländersache ist. Das Familienministerium geht dagegen davon aus, dass die Kompetenzen der Länder unberührt bleiben. (vbr)