Klage um iOS-Virtualisierer: Apple will Informationen von Corellium-Kunden

Mit Anordnungen gegen die Santander-Bank und einen RĂĽstungskonzern versucht Apple, die Preisgabe von Details ĂĽber den Einsatz der Technik zu erzwingen.

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Apple

(Bild: dpa, Ng Han Guan/AP/dpa)

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Apples Klage gegen den iOS-Virtualisierungsanbieter Corellium zieht offenbar weitere Kreise: Mit zwei Subpoenas wolle Apple im laufenden Verfahren die Preisgabe neuer Informationen über den Einsatz der Technik erzwingen, die zum Aufspüren von iPhone-Schwachstellen gedacht ist, wie das Magazin Forbes berichtet. Die bislang noch nicht öffentlich einsehbaren rechtlichen Anordnungen seien der Santander Bank sowie den US-Rüstungskonzern L3Harris Technologies zugegangen.

Apple fordere mit den Subpoenas die Preisgabe zahlreicher Informationen, darunter alle Kommunikation zwischen den Unternehmen und Corellium, Details ĂĽber den Einsatz der iOS-Virtualisierungstechnik, die gesamte interne Kommunikation ĂĽber die Verwendung der Technik sowie alle vertraglichen Vereinbarungen mit dem Corellium-GrĂĽnder Chris Wade, fĂĽhrt Forbes aus.

Eine der Subpoenas richte sich gegen die L3Harris-Tochter Azimuth Security und könnte Apple Einblick in weitere, bislang unbekannte iOS-Schwachstellen bringen, so das Magazin. Die Santander Bank erklärte gegenüber Forbes, man sei kein Kunde von Corellium. Apples Anordnung gegen die Bank geht offenbar darauf zurück, dass ein für die Bank tätiger Sicherheitsforscher die Virtualisierungstechnik im vergangenen Jahr auf Twitter lobte.

Apple erklärte in einer gerichtlichen Eingabe, Corelliums Anwälte würden den eigenen Software-Chef "belästigen" – ihm sollte offenbar auch eine Subpoena zugestellt werden, deren Annahme aber verweigert wurde.

Apple sieht die Cloud-basierte Virtualisierung von iOS durch Corellium als "klare Copyright-Verletzung" und zog im vergangenen Sommer gegen die Firma vor Gericht (Apple vs. Corellium, United States District Court Southern District of California, Aktenzeichen 9:19-cv-81160). Das Tool bilde nicht nur "virtuelle Versionen" von Apple-Hardware nach, sondern auch "zugrundeliegenden Computer-Code", ohne dafĂĽr eine Lizenz zu besitzen.

Apples juristisches Vorgehen sorgt zunehmend für Verunsicherung unter Sicherheitsforschern. Die US-Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation (EFF) übte Anfang Januar scharfe Kritik an der breit gefassten Klage des iPhone-Konzerns: Die vorgebrachten Forderungen könnten es generell "illegal machen", Allzweck-Tools zu entwickeln, die von Dritten dann "möglicherweise zur Entwicklung eines Jailbreaks" verwendet werden. Apple versuche, durch die Hintertür das durch den Digital Millenium Copyright Act (DMCA) vorgegebene Verbot zur Umgehung digitaler Schutzsystem (DRM) auszuweiten. (lbe)