Studie: Digitale Dienste der Kommunen in Deutschland unzureichend

Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft sieht beim eGovernment zwar Fortschritte, aber keinen Grund zum Jubeln.

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Studie: Digitale Dienste der Kommunen unzureichend

(Bild: Motortion Films/Shutterstock.com)

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In deutschen Städten sind zwar digitale Dienste für Bürger vorangebracht worden, allerdings ist die Gesamtsituation noch nicht zufriedenstellend. Das geht aus der Studie "Servicefreundliche Stadt – Ranking der 100 größten Städte" hervor, die vom arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft Köln e. V. (IW) im Auftrag des Eigentümerverbands Haus & Grund Deutschland erstellt wurde. Für die Studie wertete das Institut die Angebote der 100 einwohnerstärksten Städte Deutschlands aus.

Der Studie des IW nach sind kommunale Dienstleistungen wie beispielsweise das Beantragen von Ausweisdokumenten und Terminen keine Selbstverständlichkeit, zwischen den Städten bundesweit würden sich tiefe digitale Gräben ziehen. "Viele Städte und Gemeinden haben erheblichen Nachholbedarf, um im Standortwettbewerb nicht den Anschluss zu verlieren", sagte der Präsident von Haus & Grund, Kai Warnecke.

An der Spitze des Städte-Rankings liegen Berlin (71,6), Schwerin (70,4), Augsburg (66,1), München (65,1) und Worms (63,0). Die Schlusslichter bilden Düren (39,1), Hagen (38,4), Marl (36,7), Villingen-Schwenningen (36,0) und Gera (33,1). Die Platzierungen der Städte mit den Index-Werten in Klammern zeigen, dass auch bei den Spitzenreitern noch Luft nach oben ist. So erreicht Berlin mit der Top-Platzierung lediglich einen Index-Wert von 71,6 von möglichen 100.

Der Index-Wert soll eine Vergleichbarkeit der Digitalisierung der Service-Leistungen der jeweiligen Städte ermöglichen. Dazu haben die Studienautoren mehrere Themenbereiche ausgewertet, die in der "kommunalen Zuständigkeit" liegen und eine "Kommunikation bzw. eine Interaktion zwischen staatlichen Einrichtungen und Bürgern bzw. Unternehmen bedingen", heißt es in der Studie. Neben Bürger- und Unternehmerservice wurden die Bereiche Bauen, Wohnen, Mobilität & Verkehr, Familie & Freizeit sowie die Erreichbarkeit der Online-Dienstleistungen ausgewertet und über Variablen und Indikatoren mit unterschiedlicher Gewichtung in den Index-Wert überführt.

Eine Regel, dass einwohnerstarke Städte mit mehr als 150.000 Einwohner bei den Online-Services weiter als kleinere Städte sind, lässt sich aus den Zahlen nur tendenziell erkennen. Dass Städte in einzelnen Bundesländern bei der Digitalisierung kommunaler Services generell besser aufgestellt sind, lässt sich dem Ranking nicht entnehmen. Recht heterogen geht es der Studie nach auch in den einzelnen Teilbereichen zu. Grundsätzlich sind die besser platzierten Städte in mehreren Teilbereichen, aber längst nicht in allen gut aufgestellt. Auffällig sei aber, dass die besonders servicefreundlichen Städte ihr digitales Angebot über viele Ämter, Fachbereiche und Dezernate hinweg entwickelt hätten.

Warnecke sieht angesichts der Ergebnisse noch einen Verbesserungsbedarf. Nicht jede Kommune müsse das Rad neu erfinden. "Eine Meldebescheinigung ist eine Meldebescheinigung und ein Personalausweis ist in Köln der gleiche wie in Augsburg. Die digitalen Wege dorthin müssen die Städte nicht einzeln finden, sondern sollten zusammenarbeiten – auch um kein Steuergeld zu verschwenden", sagte er. Außerdem würden die Internetangebote noch zu wenig die Bedürfnisse der Bürger berücksichtigen. "Viele Angebote sind nur schwer auffindbar und zu zerstückelt, sodass sich Nutzer nicht zurechtfinden."

Deutschland liegt im eGovernment im Vergleich zu anderen EU-Staaten immer noch deutlich zurück. Besserung sollte das 2017 beschlossene Onlinezugangsgesetz (OZG) bringen. Es sieht vor, dass Bürger und Unternehmen bis 2022 Verwaltungsangelegenheiten online erledigen können. (olb)