Mit Getippse raus aus der Liebesbeziehung
Alles Mögliche wird heutzutage digital erledigt, warum also nicht auch das Beziehungsende?
Bitkom, die Lobby der Informations- und Kommunikationstechnik-Branche, die sich lieber "Digitalverband" nennt, wohl um ihre irgendwie geartete Universalität zu unterstreichen und etwelche Profanität zu verbergen – auch indem sie gerne alltägliche "Technik" zu hehrer "Technologie" aufbläst –, lässt unentwegt umfragen. Ständig rufen ihre Marktkundschafter Menschen in Deutschland an, um herauszufinden und hinterher dick zu unterstreichen, wie sehr verbreitet und unabkömmlich ihre Produkte mitsamt einhergehender Digitalisierung sind, ergo wie wichtig sie selbst ist, nämlich sehr, sehr.
Kaum ein Tag vergeht also, an dem in den Postfächern unserer Redaktion keine Pressemitteilung mit einer solchen Umfrage liegt. Heute ist sie betitelt mit "Jeder Vierte hat schon einmal per Kurznachricht Schluss gemacht". 1006 Personen in Deutschland im Alter ab 16 Jahren hat der Bitkom mit den beiden Fragen "Wie haben Sie in der Vergangenheit schon einmal eine Liebes-Beziehung beendet?" und "Finden Sie es grundsätzlich in Ordnung, eine Beziehung per SMS/Messenger oder E-Mail zu beenden?" konfrontiert.
"Nicht in Ordnung"
27 Prozent der Bundesbürger haben schon einmal ihr Handy oder Smartphone genutzt und per Messenger oder SMS Schluss gemacht, teilt uns der Bitkom mit. Das klingt für den Digitalverband doch recht mager, laut deren früheren Umfragen wir alle durchdigitalisiert sind und, falls wir es doch noch nicht sind, es immer mehr werden.
Eine Erklärung für die flache Prozentzahl liefert der Branchenverband mit, 79 Prozent der Befragten fanden es nämlich grundsätzlich nicht in Ordnung, mit ein paar getippten Buchstaben oder gar Kackhaufen-Emojis Schluss zu machen. Steht der 100-prozentigen Digitalisierung Aller und Allem reine Contenance im Wege?
Nein. Denn während 25 Prozent der 50- bis 64-Jährigen Erfahrungen mit einem Beziehungs-Aus per Whatsapp oder SMS haben, unter den über 65-Jährigen 10 Prozent, haben 40 Prozent der 16- bis 29-Jährigen schon einmal per Kurznachricht eine Partnerschaft beendet. Wie tat schon einmal ein illustrer, sich ebenso universal gehabender Oberhirte kund: "Wo Jugend ist, da ist Hoffnung."
(anw)