Smartphone-Markt: Huawei-Drama und Apple-Comeback

2019 war ein gutes Jahr für Huawei, 2020 sind die Aussichten des chinesischen Riesen trübe. Davon profitiert die Konkurrenz – vor allem Xiaomi und Apple.

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Smartphone-Markt: Huawei-Drama und Apple-Comeback

Xiaomi gehört zu den Gewinnern 2019.

(Bild: heise online)

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Inhaltsverzeichnis

Der weltweite Smartphone-Markt stagniert. Der Absatz von Neugeräten ging im vergangenen Jahr leicht zurück, teilte das Marktforschungsinstitut Gartner am Dienstag mit. Huaweis Schwierigkeiten und ein starker Schlussspurt von Apple führten dabei im Schlussquartal zu Verschiebungen in der Spitzengruppe. Der Markt dürfte das Niveau auch 2020 halten: Mit einer signifikanten Delle durch das Coronavirus rechnen die Analysten nicht.

Im Schlussquartal konnten aus der Spitzengruppe nur Apple und Xiaomi ihren Absatz steigern. Apple konnte dank neuer iPhones und Preisnachlässen für bereits eingeführte Modelle sowie einem starken Quartal besonders in China wieder wachsen und sich den zweiten Platz vor Huawei sichern, erklärte Gartner-Analystin Annette Zimmermann.

Smartphone-Verkäufe Q4 2019 nach Hersteller (Gartner)
Hersteller Absatz MA Absatz MA Absatz +/-
4. Quartal 2019 4. Quartal 2018
Samsung 70,40 Mio. 17,3 % 70,78 Mio. 17,3 % -0,5 %
Apple 69,55 Mio. 17,1 % 64,53 Mio. 15,8 % +7,8 %
Huawei 58,30 Mio. 14,3 % 60,41 Mio. 14,8 % -3,5 %
Xiaomi 32,45 Mio. 8,0 % 27,84 Mio. 6,8 % +16,5 %
Oppo 30,45 Mio. 7,5 % 31,59 Mio. 7,7 % -3,6 %
Andere 145,48 Mio. 35,8 % 153,31 Mio. 37,5 % -5,1 %
Gesamt 406,64 Mio. 408,47 Mio. -0,4 %
Gartner, Februar 2020

Xiaomi hat von einer lebhaften Nachfrage nach seinen Redmi-Modellen profitiert. Auf dem Heimatmarkt konnte Xiaomi die durch das Coronavirus sinkende Nachfrage im Einzelhandel durch seine starke Online-Strategie ausgleichen und Boden auf Konkurrenten wie Oppo und Vivo gut machen. Außerhalb Chinas ist Xiaomi auch auf dem dynamisch wachsenden Markt Indiens sehr populär.

Huawei konnte zwar die durch das US-Embargo verursachten Probleme mit einer sehr starken Performance auf seinem Heimatmarkt – hier konnte der chinesische Marktführer seinen Marktanteil um 37 Prozent weiter steigern – weitgehend kompensieren, musste aber Marktanteile abgeben.

Der Blick auf das gesamte Jahr fällt für den chinesischen Marktführer schon freundlicher aus. Mit über 240 Millionen verkauften Smartphones landen die Chinesen deutlich vor Apple auf dem zweiten Platz. Allerdings dürfte das US-Embargo erst 2020 voll durchschlagen.

Smartphone-Verkäufe 2019 nach Hersteller, Gartner
Hersteller Absatz MA Absatz MA Absatz +/-
2019 2018
Samsung 296,2 Mio. 19,2 % 295,0 Mio. 19,0 % +0,4 %
Huawei 240,6 Mio. 15,6 % 202,9 Mio. 13,0 % +18,6 %
Apple 193,5 Mio. 12,6 % 209,0 Mio. 13,4 % -7,4 %
Xiaomi 126,0 Mio. 8,2 % 122,4 Mio. 7,9 % +3,0 %
Oppo 118,7 Mio. 7,7 % 118,8 Mio. 7,6 % -0,1 %
Andere 565,6 Mio. 36,7 % 607,4 Mio. 39,0 % -6,9 %
Gesamt 1540,7 Mio. 1555,6 Mio. -1,0 %
Gartner, Februar 2020

"Sollte Huawei 2020 der Zugang zu US-Technologie weiterhin versperrt sein, wird das sein Smartphone-Geschäft auf dem internationalen Markt schwer treffen", meint Gartner-Analyst Anshul Gupta. Doch auch Google versucht, eine Ausnahmegenehmigung der US-Regierung für Android zu bekommen.

Doch konnten Apple und Huawei den Abstand zum Marktführer verringern, auch weil Samsung schwächelt. Die Südkoreaner haben lange vom Erfolg ihrer Spitzen-Smartphones gezehrt und erst spät in eine attraktive Mittelklasse investiert – das zuletzt aber mit einigem Erfolg. Mit dem Galaxy S10 Lite und Galaxy Note 10 Lite setzt Samsung die Strategie fort, auch preisbewusste Kunden anzusprechen.

2020 werden alle Hersteller zudem weitere 5G-fähige Smartphones auf den Markt bringen, was die Nachfrage ankurbeln dürfte. Die Gartner-Experten rechnen damit, dass Apple sein erstes 5G-iPhone im dritten Quartal vorstellt, was zahlreiche Apple-Fans zum Upgrade verleiten dürfte.

"Die erbitterte Schlacht um Falt-Smartphones zwischen Samsung und Huawei wird in diesem Jahr interessant zu verfolgen sein, weil die zwei Hersteller unterschiedliche Ansätze verfolgen", sagte Gupta. Samsung ist nach dem Galaxy Fold mit dem etwas günstigeren Galaxy Z Flip zu einem klassischen Klappformat zurückgekehrt. Das Huawei Mate Xs ist deutlich teurer und muss sich mit Huawei Mobile Services und der App Gallery gegen von Google unterstützte Android-Smartphones behaupten.

Insgesamt ist "etwas besser als erwartet zu Ende gegangen", meint Gupta, der das einer soliden Performance des nordamerikanischen Markts und der Schwellenländer in Asien zurechnet. "Indien, wo 151,9 Millionen Einheiten verkauft wurden, hat die USA überholt und ist 2019 zum Land mit dem zweithöchsten Smartphone-Absatz aufgestiegen." Der weitaus größte Markt bleibt aber China, wo im vergangenen Jahr knapp 391 Millionen Smartphones über die Ladentheke gingen.

Abzuwarten bleibt, wie stark sich das Coronavirus auf den Weltmarkt auswirken wird. Während in China Herstellung und Handel betroffen sind, rechnen die Gartner-Analysten langfristig nicht mit einem signifikanten Nachfragerückgang. "Während sich der Covid19-Ausbruch im ersten Quartal negativ auf die Smartphone-Nachfrage in China auswirken wird, rechnen wir für diese Periode nicht mit einem Nachfragerückgang auf dem Weltmarkt", sagte Zimmermann.

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