Populäre VPN-Apps verraten Nutzerdaten an Analytics-Firma

Die Smartphone-Apps versprechen erhöhten Datenschutz, sammeln jedoch heimlich Daten für eine Analytics-Firma. Apple und Google schreiten ein.

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Luna VPN

Die VPN-App Luna wirbt mit Datenschutz, sammelt aber selbst Nutzerdaten zu Analysezwecken.

(Bild: Entwickler)

Lesezeit: 2 Min.

Der App-Analyse-Dienst Sensor Tower steht offenbar hinter einem ganzen Netz an VPN-Apps, die umfassende Daten über die Smartphone-Verwendung ihrer Nutzer sammeln. Über die vergangenen fünf Jahre hat die Firma einem Bericht zufolge mindestens 20 Apps für Android und iOS entwickelt, die als VPN-Dienste sowie Werbe-Blocker vermarktet werden und unter anderen Anbieternamen zum Download in den App-Läden standen und stehen.

Diese Apps versprechen gewöhnlich einen erhöhten Datenschutz, Anti-Tracking-Funktionen und etwa auch einen niedrigeren Datenverbrauch bei mobilen Verbindungen – sammeln dabei aber selbst detaillierte Informationen über App-Verwendung und Surfverhalten ihrer Nutzer, wie Buzzfeed News berichtet. Die Apps seien insgesamt über 35 Millionen Mal heruntergeladen worden.

Apple hat nach eigener Angabe im Laufe der Zeit bereits 12 dieser Apps wegen verschiedener Regelverletzungen aus dem App Store geworfen und in Reaktion auf den Bericht mit "Adblock Focus" eine dreizehnte App entfernt. Das derzeit noch erhältliche "Luna VPN" werde "untersucht". Auch Google hat eine Datenspar-App mit Verbindungen zu Sensor Tower rausgeworfen, andere weiter verfügbare Apps seien noch in der Prüfung.

Bei der Verwendung eines VPNs läuft der komplette Traffic zwangsläufig über Server des Anbieters. Luna VPN bietet dem Nutzer zudem an, einen Werbeblocker zu installieren und erfordert dafür die Installation eines Root-Zertifikats auf dem Smartphone, das dann selbst Einblick in verschlüsselte Datenverbindungen ermöglicht, führt Buzzfeed aus. Auch andere der VPN-App des Anbieters hätten auf diese Taktik gesetzt. Der Datenschutzrichtlinie der App zufolge leitet diese den "Ad Traffic" des Nutzers über eigene Server um.

Sensor Tower gibt Investoren und App-Anbietern Einblick in App-Nutzungsverhalten und veröffentlicht regelmäßig Analysen, etwa über App-Umsätze und Veränderungen im milliardenschweren Geschäft mit mobilen Apps. Man sammle keine sensiblen Daten und erhebe keine Daten, die eine persönliche Identifikation einzelner Nutzer ermöglichen würden, betonte die Firma in einer Stellungnahme gegenüber Buzzfeed.

Datenschnüffelei bei kostenlosen VPN-Apps ist seit langem an der Tagesordnung. Für Aufsehen sorgte etwa der von Facebook zugekaufte VPN-Dienst Onavo, der dem Konzern umfassenden Einblick in Smartphone-Nutzungsgewohnheiten ermöglichte – bis hin zu Details wie dem An- und Abschalten des Displays. Auf Druck von Apple stellte Facebook die App schließlich ein. (lbe)