DUH fordert Verzicht auf Bio-Kraftstoff

Ein Positionspapier der Deutschen Umwelthilfe (DUH) und der Rainforest Foundation Norway fordert den umgehenden Verzicht auf Biosprit.

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Studie der DUH fordert Verzicht auf Bio-Kraftstoff

Ein Bild von starker Symbolkraft: Links eine Palmölplantage, auf dem Auto Säcke mit Holzkohle aus den Resten des Regenwalds. Gesehen in der Republik Guinea, Westafrika.

(Bild: Florian Pillau)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Florian Pillau

Laut Analyse der Deutschen Umwelthilfe (DUH) und der Rainforest Foundation Norway ist Biosprit bis zu dreimal klimaschädlicher als fossiler Kraftstoff. In ihrem 40-seitigen Positionspapier mit dem Titel „Öl ins Feuer” kommen die Organisationen zu dem Schluss, das der Einsatz von Palm- und Sojaöl deutlich früher beendet werden sollte als zum von der EU geplanten, aber noch nicht beschlossenen Termin 2030.

Der weltweite Palmölverbrauch nehme sogar noch zu: „Die Steigerung der Nachfrage wird aktuell bei Palmöl von Indonesien, bei Sojaöl von Brasilien und der Luftfahrtindustrie angeführt”, heißt es in der Studie, die der Verein am Dienstag (10. März 2020) in Berlin vorgestellt hat. Indonesien habe weltgrößter Palmölproduzent die EU als größter Verbraucher von Palmöl für Biokraftstoffe überholt. 60 Prozent des in die EU importierten Palmöls werden als Biokraftstoff eingesetzt, allein Deutschland importiert jährlich vier Millionen Liter Palmöl, um es dem Dieselkraftstoff (B7) beizumischen.

Palm- und Sojaöl gelten als Rohstoffe mit hohen indirekten Umweltrisiken. Sie können den Anbau von Feldfrüchten verdrängen. Der Anbau von Nahrungsmitteln weicht dann auf Kohlendioxid speichernde Flächen wie natürliche Wälder oder Feuchtgebiete aus. Durch die Ausweitung der Anbauflächen werde daher mehr CO2 freigesetzt als durch fossile Kraftstoffe, was im Gegensatz zum Ziel steht, mit Biokraftstoffen den Klimaschutz zu fördern. Dazu komme der Verlust von Artenvielfalt, wenn die natürlichen Wälder von Monokulturen ersetzt werden.

90 Prozent des globalen Anstiegs der Nachfrage nach Pflanzenölen seit 2015 entfalle laut der Analyse auf Biokraftstoffe. In der Studie wird die gegenwärtige Nachfrage über die nächsten zehn Jahre hochgerechnet. Demzufolge „steigt der Verbrauch an Biokraftstoffen auf 61 Millionen Tonnen, was einer Versechsfachung gegenüber heute entspricht.

Es wird geschätzt, dass das Szenario für den Palmölverbrauch 5,4 Millionen Hektar zusätzliche Entwaldung verursachen könnte, was fast der doppelten Fläche Belgiens entspricht.” Hinzu käme die Trockenlegung von 2,9 Millionen Hektar Moorflächen, was die CO2-Emissionen zusätzlich erhöhen würde. Dies Studie kommt auf zusätzliche CO2-Emissionen von 11,5 Milliarden Tonnen, etwa so viel, wie China jährlich aus fossilen Energieträgern emittiert.

Das Szenario im Positionspapier der DUH geht verständlicherweise von einem Worst-Case aus, um die Forderungen nach einem schnellen Abschied vom Biosprit besser unterstreichen zu können. Einer der Wünsche an die Politik lautet aber auch „den Einsatz von Reststoff-Biokraftstoffen im Straßenverkehr ausschließen”.

Recycling-Biosprit aus Gastronomie, Industrie und Landwirtschaft soll demnach nicht länger helfen dürfen, den Verkehr zu dekarbonisieren. Konsequenterweise sollen auch keine Recycling-Biokraftstoffe aus Stroh oder Klärschlamm mehr auf CO2-Flottengrenzwerte für Pkw angerechnet werden düfen. Die DUH schlägt stattdessen vor, den Autoverkehr insgesamt deutlich zu verringern.

(fpi)