Coronavirus: IETF-Treffen in Vancouver abgesagt

Die Internet Engineering Task Force hat das geplante 107. Treffen in Vancouver abgesagt und will virtuell weiterarbeiten. Auch ITU und NGMN reagieren.

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Coronavirus: IETF-Treffen in Vancouver abgesagt

(Bild: NicoElNino/Shutterstock.com)

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Von
  • Monika Ermert

Knapp zwei Wochen vor dem Start ihres 107. Treffens zieht auch die Internet Engineering Task Force (IETF) die Konsequenzen aus dem Ausbruch der Coronavirus-Epidemie und sagt ihr für Ende März geplantes Treffen ab. Zwar hatte der Austragungsort Vancouver mit 39 Kranken bislang noch überschaubare Zahlen gemeldet, doch auch wegen der Reiseverbote vieler Technikfirmen sei die produktive Arbeit an den Web-Standards kaum noch möglich gewesen, schreibt die IETF-Vorsitzende Alissa Cooper in einer E-Mail.

Zahlreiche Unternehmen haben seit dem Ausbruch der Epidemie Dienstreisen verboten oder zumindest eingeschränkt. Viele Mitarbeiter bleiben im Home Office. Die Website stayinghomeclub protokolliert die von vielen Firmen eingeleiteten Maßnahmen. Von Adobe und Amazon über Cisco und Google bis zur Wikimedia Foundation findet sich im Club der Daheimbleiber fast alles, was Rang und Namen hat. Dazu kommen weitere Unternehmen, die nicht aufgeführt sind – wie etwa Ericsson oder Apple. Viele der IETF-Arbeitsgruppen hätten daher ohne die Autoren aktueller Standardisierungsvorschläge oder sogar ohne die Chefs der jeweiligen Arbeitsgruppe auskommen müssen.

Eine ganze Reihe von Arbeitsgruppen hatte daher schon vor der Absage der Konferenz ihre jeweiligen Konferenzslots gecancelt. So hatte sich die für den TCP-Nachfolger Quic zuständige Arbeitsgruppe vorab entschieden, sich auf die geplanten virtuellen Tests zur Interoperabilität verschiedener Implementierungen zu beschränken. Die Arbeitsgruppe, die im Spätsommer fertig werden will, müsse nun auf mehrere virtuelle Treffen zurückgreifen, sagte einer der Leiter, Lars Eggert.

Virtuelle Treffen sollen laut der IETF-Spitze nun den Großteil der für Vancouver geplanten Arbeitsgruppen ersetzen. Teilnahme via Audio- und später via Conferencing-Software gehört für die IETF seit vielen Jahren zum Standard. Seit einiger Zeit gibt es auch Vorschläge, eines der drei jährlichen Treffen der Organisation aus Klimaschutzgründen ganz ins Netz zu verlegen. Doch dagegen gibt es auch viel Widerstand. Die Quic-Arbeitsgruppe etwa traf ich in den vergangenen Jahren regelmässig zusätzlich zu Interim-Treffen, um ihre Arbeits schneller abschließen zu können.

Auch die Mobilfunker-Organisation Next Generation Mobile Networks (NGMN) hat ihre für April geplante Jahreskonferenz in Paris auf den Herbst verschoben. Die ganz im Zeichen der Mobilfunkgeneration 5G stehende Messe und Konferenz soll nun vom 8. bis 10. September im Pariser Pavillon d’Armenonville stattfinden, teilten die Veranstalter am Mittwoch mit.

Auch die Internationale Fernmeldeunion (ITU) in Genf reagiert auf die Epidemie. Statt für eine Verlegung ins Netz wie IETF und davor die ICANN optierte sie für eine Verschiebung im Kalender. Den KI-Gipfel "AI For Good" verschob die UN-Organisation von Anfang Mai auf den 21. bis 25. September. Das alljährliche Forum "World Summit of the Information Society" findet nicht im April, sondern erst zwischen 31. August und 4. September statt. (vbr)