Projekt JEDI: Pentagon will Vergabe des Cloud-Vertrags an Microsoft überdenken

Weiterer Etappensieg für Amazon im Streit um die "Kriegscloud" JEDI: Das US-Verteidigungsministerium hat "technische Herausforderungen" in dem Fall eingeräumt.

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Projekt Jedi: Pentagon will Vergabe des Cloud-Vertrags an Microsoft überdenken

Pentagon: Wegen "technischer Herausforderungen" soll die Entscheidung für Microsoft überdacht werden.

(Bild: Ivan Cholakov/Shutterstock.com)

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Das Pentagon steht jetzt selbst nicht mehr voll und ganz hinter seiner umstrittenen Entscheidung vom Oktober, den Großauftrag zum Aufbau eines Cloud-Computing-Systems für das gesamte US-Militär an Microsoft zu vergeben. Es würde den Schritt gern "mit Blick auf die anderen von AWS vorgebrachten technischen Herausforderungen überdenken", zitiert CNN aus einem gerichtlichen Schreiben des US-Verteidigungsministeriums unter Bezug auf den alternativen, nicht zum Zug gekommenen Cloud-Dienst Amazon Web Services (AWS).

Amazon hatte im November Klage gegen den Pentagon-Beschluss eingereicht. Der Konzern aus Seattle ist der Ansicht, aufgrund "unzulässigen Drucks" von US-Präsident Donald Trump den Zuschlag trotz eines überlegenen Angebots verwehrt bekommen zu haben. Amazon hält mit seiner Sparte AWS bei weitem den größten Anteil im Cloud-Computing-Markt und verfügt auch über langjährige Erfahrung bei der Zusammenarbeit mit US-Behörden. Das Unternehmen beklagt "offenkundige, unerklärliche" technische Fehler, die zur Vergabe an Microsoft geführt hätten.

Trump und Bezos werden wohl keine Freunde mehr. Dies liegt auch daran, dass dem Amazon-Chef die "Washington Post" gehört, in der der Präsident oft kritisiert wird. Der Konzern beschreibt die Vergabe des zehn Milliarden schweren Auftrags in seiner Klage vor dem Court of Federal Claims der USA, der über Regressforderungen gegen die Regierung entscheidet, daher auch als politisch motiviert.

Das Pentagon bestand bisher darauf, dass es bei der Entscheidung alle Gesetze und Vorschriften beachtet und die Bieter fair und gleichberechtigt behandelt habe. Das angerufene Gericht stoppte die Arbeiten an dem Großprojekt trotzdem Mitte Februar und gab damit einem Antrag von Amazon auf eine einstweilige Verfügung statt.

Auch mit dem neuen Zugeständnis gegenüber dem Kläger hält es das Verteidigungsressort dem Bericht zufolge derzeit nicht für nötig, die Angelegenheit mit den beiden Firmen zu besprechen. AWS begrüßte dennoch, dass das Pentagon prinzipiell "substanzielle und legitime" Punkte rund um den Beschluss anerkannt und Schritte zur Korrektur als erforderlich angesehen habe. Das Ministerium müsse die Auftragsvergabe noch einmal evaluieren und dabei sicherstellen, dass diese frei sei von "politischem Einfluss" und die vielen offenen Fragen rund um die erste Entscheidung beantworte.

Microsoft äußerte sich zurückhaltender. Auch der Softwarekonzern unterstützt demnach aber die Absicht des Pentagons, "eine kleine Anzahl an Faktoren" noch einmal in Erwägung zu ziehen. Dies sei vermutlich der schnellste Weg, um alle ausstehenden Probleme zu lösen und die Streitkräfte mit der "dringend benötigten modernen Technologie" zu versorgen. Das Projekt Joint Enterprise Defense Infrastructure (JEDI) soll dem US-Militär laut der Regierung "die besten Fähigkeiten" inklusive Künstlicher Intelligenz an die Hand geben, damit dieses "die tödlichste Kraft der Welt" bleiben könne. Google hatte sich auf Basis selbst auferlegter ethischer Regeln nach Mitarbeiterprotesten schon frühzeitig dazu entschieden, nicht mitzubieten. (tiw)