SmartKai – digitale Anlegehilfe für Schiffe

Wenn schwere Schiffe an die Hafenanlagen stoßen, geht der Schaden schnell ins Geld. Ein Forschungsprojekt soll Kollisionen vermeiden helfen.

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SmartKai – digitale Anlegehilfe für Schiffe

(Bild: Shutterstock/jovan vitanovsk)

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  • dpa
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Für Autofahrer ist das Einparken schwierig, für Schiffsführer das Anlegen. Und wie es elektronische Einparkhilfen für Autos gibt, wird in Niedersachsen ein digitales System entwickelt, mit dem Schiffe auf engstem Raum navigieren können. SmartKai heißt das Projekt der Hafeninfrastrukturgesellschaft Niedersachsen Ports (NPorts): Es geht um sicheres Fahren im Hafen, in Schleusen, um punktgenaues Anlegen.

Trotz aller Erfahrung der Lotsen und Kapitäne passiere in den neun niedersächsischen Seehäfen "fast jede Woche eine kleine Havarie", sagt NPorts-Geschäftsführer Holger Banik. "Mit dem Projekt SmartKai können wir durch innovative, digitale Systeme unsere Häfen und die Schifffahrt sicherer machen."

Das Ansteuern der Nordseehäfen sei nicht ganz einfach, erläutert Projektleiter Jürgen Höpcke von NPorts in Cuxhaven. "Die Tideströmung ist stark." Dazu kommt die Strömung von Elbe, Weser oder Ems. Fahrfehler gehen schnell ins Geld, wenn Schiff und Hafenanlagen repariert werden müssen. Allein an den Hafeneinfahrten nach Cuxhaven gab es in den vergangenen zehn Jahren etwa ein Dutzend großer Havarien mit mehr als 50.000 Euro Schaden, wie Höpcke sagt.

Die technische Lösung: Von Land sollen Lasersensoren die Position der Schiffe und ihre Bewegung erfassen – von 150 Meter Abstand bis an den Kai. Die Herausforderung sei, Sensoren zu bauen, die so große Objekte genau verfolgen und das bei jedem Wind und Wetter.

Die Frage ist, wie die Daten bei den Schiffsführern ankommen. "Das soll ein offenes System sein", sagt Höpcke. Es soll für alle Schiffe funktionieren, unabhängig von deren technischer Ausstattung. Optische oder akustische Warnsignale wären eine Möglichkeit, "wenn die Annäherungsgeschwindigkeit sich ändert", sagt er.

Daran gearbeitet wird, Schnittstellen zu Geräten der Schiffsführer an Bord zu schaffen, zu Handys oder Tablets. Zum Beispiel führen die deutschen Lotsen PPU (Portable Pilot Unit) genannte Laptops mit. Als mögliche Lösungen nennt Höpcke auch Virtual-Reality-Brillen, Projektionen auf die Fenster der Kapitänsbrücke oder Hologramme.

Erste Versuche mit den Sensoren sind für das spätere Frühjahr in Wilhelmshaven geplant, Fahrtests sollen dann in Cuxhaven stattfinden. Insgesamt läuft das Projekt noch bis November 2022, wie Lennart Korsten vom TÜV Rheinland sagt. Er koordiniert die öffentliche Förderung. Die Kosten belaufen sich auf 2,4 Millionen Euro, von denen das Bundesverkehrsministerium knapp drei Viertel beisteuert.

NPorts-Geschäftsführer Banik hat mit SmartKai große Pläne: "Das ist ein Mehrwert, den wir ausgehend von Cuxhaven in alle unsere Häfen bei NPorts übertragen können." Und er hofft, dass das System auch darüber hinaus verkauft werden kann. (bme)