Folding@Home: PC-Nutzer bilden gemeinsam den schnellsten Supercomputer

Private PC-Nutzer stellen ihre Rechenleistung zum Simulieren des Coronavirus bereit und kommen damit auf eine Rechenleistung von 474 PetaFlops.

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Folding@Home: PC-Nutzer bilden gemeinsam den schnellsten Supercomputer

(Bild: c't)

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Das dezentralisierte Rechenprojekt Folding@Home hilft bei der Bekämpfung zahlreicher Krankheiten, darunter inzwischen auch das Coronavirus. Mehrere Hunderttausend Teilnehmer stellen ihre PCs zur Verfügung, um beispielsweise das Proteinmodell von SARS-CoV-2 zu erstellen. Mittlerweile kommt Folding@Home auf eine FP32-Rechenleistung von rund 474 PetaFlops. Anders ausgedrückt: Die PCs schaffen 474 Billiarden Gleitkommaoperationen pro Sekunde.

Das Rechenprojekt vereint damit mehr Hardware-Leistung, als der weltweit schnellste Supercomputer Summit allein stemmt. Im Linpack-Benchmark kommt Summit auf einen Spitzenwert von etwa 200 FP64-PetaFlops, also mit doppelter statt einfacher Genauigkeit. Die verbauten Tesla-V100-Beschleunigerkarten von Nvidia weisen ein 2:1-Verhältnis zwischen den Datenformaten FP32 und FP64 auf, würden theoretisch also 400 FP32-PetaFlops schaffen. Folding@Home ist damit in der Theorie schneller als Summit, allerdings nicht doppelt so schnell, wie Leiter Greg Bowman auf Twitter schrieb.

Am Mittag des 23. März 2020 lief der Folding@Home-Client auf 386.529 Prozessoren mit insgesamt 267.679 Grafikkarten beziehungsweise GPU-Beschleunigern. Zum Einsatz kommen auch Workstations und Server ohne GPUs, die den Schnitt von knapp acht CPU-Kernen pro Prozessor hochtreiben dürften. 79 Prozent der GPUs stammen von Nvidia, der Rest von AMD. Die 474 PetaFlops sorgen für gelegentlichen Leerlauf, da Folding@Home zuzeiten nicht genügend Arbeitsaufgaben (Work Units) verteilen kann. Als erstes Ergebnis zeigte Bowman eine Simulation des Bindungsproteins vom Coronavirus.

Supercomputer aus aller Welt rechnen derweil an Lösungen gegen das neuartige Coronavirus mit, darunter auch der angesprochene Summit. Ziel der Simulationen ist es, mögliche Wirkstoffe zur Eindämmung zu finden, welche Forscher daraufhin in Laboren testen können. (mma)