Vom Abfall zum Einfall dank Creative Reuse Center

Ist das schon Müll oder kann das noch Kunst? In Zeiten von Ökoapokalypse und Müllexporten bieten Creative Reuse Center eine Alternative zum Recycling.

Artikel verschenken
In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 1 Kommentar lesen
Vom Abfall zum Einfall
Lesezeit: 12 Min.
Von
  • Grace Dobush
Inhaltsverzeichnis

Kaum betritt man den Kunst-Stoffe-Laden, flitzen schon die Ideen rein. Eine Pappkiste mit leeren Diarahmen. Eine Kiste mit Konferenzschlüsselbändern, noch eine mit Weinkorken und eine mit Plastiklaschen, die einst Tetrapaks versiegelt haben. Hier gibt es all die Bastelmaterialien, die man sich wünschen könnte – und viele, von denen man nicht mal ahnte, dass man sie braucht.

Maker wie wir denken oft: "Daraus könnte man doch noch was machen!" Und genau dafür ist der Kunst-Stoffe e. V. da. Kunst-Stoffe ist eine Sammelstelle für wiederverwendbare Materialien, ein sogenanntes Creative Reuse Center. 2006 in Berlin gegründet, war Kunst-Stoffe der erste Recyclinghof speziell für Kunst- und Bastelmaterialien in Deutschland. Alles im Laden – von Babykostgläschen bis zu alten Fenstern – ist gespendet oder gesammelt und wird für Kleingeld verkauft. Es ist eine anspruchsvolle Aufgabe, Müll zu verwerten und weiterzuverkaufen, doch "es lief irgendwie so leicht", sagt Gründerin Dr. Corinna Vosse.

In Zeiten des Müllexports können Creative-Reuse-Zentren viele Probleme lösen: Sie retten Ungeliebtes aus Müllbergen, sie bieten günstige und sogar kostenlose Materialien für Kreativschaffende und Schüler an und sie sparen die Energie, die für Müllexporte verbraucht wird. Dazu schaffen sie neue Jobs, da die Sammlung und Verwertung des Materials sehr zeitintensiv ist. All das ist Teil der sogenannten Kreislaufwirtschaft, bei der materialspezifische Lebenszyklen im Mittelpunkt stehen. Dazu gehören eine kreislauforientierte Produktgestaltung, die Verwendung und Wiederverwendung von Materialien und als Mittel letzter Wahl das Recycling. Mit diesem Konzept soll weniger verbraucht und mehr weiterverwendet werden.