WebSphere Portal Server schluckt Lotus K-station

Auf der Entwicklerkonferenz IBM Solutions kündigte IBM die Zusammenlegung der beiden Produkte für Internet- und Intranet-Portalsites an.

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Auf der Entwicklerkonferenz IBM Solutions in San Francisco kündigte IBM an, dass die beiden Produkte für Internet- und Intranet-Portalsites, WebSphere Portal Server (WPS) und Lotus K-station, zu einem Angebot zusammengefasst werden. Die Funktionen von K-station werden in WPS übernommen, die Marke K-station wird aufgegeben.

Diese Straffung des Angebots erscheint sinnvoll, weil WPS und K-station bisher bei Intranet- respektive Business-Portalen miteinander konkurrierten. Zugleich bot sich K-station nicht als globales Portal für Internet- oder Extranet-Angebote an, da es nur mit Microsofts Internet Explorer ab Version 5.01 nutzbar ist. Eine solche Einschränkung ist allenfalls dort annehmbar, wo ein Unternehmen seinen eigenen Mitarbeitern die Nutzung eines bestimmten Browsers verordnen kann.

IBM kann Lotus K-station jedoch nicht umgehend aus dem Angebot nehmen, weil andere Produkte ohne K-station nicht existieren können. So lässt sich etwa der Lotus Discovery Server (LDS) ohne dieses Portal nicht installieren. Folgerichtig kann man derzeit LDS nicht einzeln erwerben; Lotus bietet nur das Lotus Knowledge Discovery System an, dass aus K-station und LDS besteht. Mit der Version 1.1 soll LDS im Oktober diesen Jahres von dieser Abhängigkeit befreit werden und als eigenständiges Produkt einsetzbar sein. IBM spricht im Augenblick allerdings von LDS als einer "Erweiterung" des WPS. Diese Sprachregelung verschleiert jedoch, dass man LDS durchaus sinnvoll auch mit anderen Portalen einsetzen könnte.

WPS und K-station gleichen sich in vieler Hinsicht, gehen aber unterschiedliche Wege der Realisierung. Beide nutzen Java-Servlets zur Realisierung der mitgelieferten Portlets. Während Lotus die Profile der K-station-Benutzer in Domino-Datenbanken speichert und einige Kunstgriffe nutzt, die für diese Problemstellung eher ungeeignete Technologie nutzbar zu machen, setzt IBM auf DB2 als Datenbank. Während sich WPS derzeit eher als Baukasten versteht, liefert K-station dagegen ein aus dem Stand nutzbares Portal, das ohne jede Software-Entwicklung einen Zugriff auf Microsoft Exchange Server oder Lotus Domino bietet. Die K-station Portlets befähigen die integrierten Anwendungen zur Nutzung von Lotus Sametime. So kann man etwa bei der Konfiguration eines Portlets eine bestimmte Spalte so kennzeichnen, dass K-station darin die Namen von Sametime-Nutzern erwartet. Dann wird automatisch in dieser Spalte angezeigt, ob der Nutzer aktuell angemeldet ist, und kann damit zum Beispiel in einer Chat-Session angesprochen werden. Diese Funktionserweiterung ist ohne jede Veränderung der im Portlet angezeigten Anwendung möglich.

Der Übergang von K-station zu WPS erfolgt schrittweise. Die aktuelle Version 1.0a mit dem so genannten zweiten Fixpack wird im Oktober durch eine Version 1.1 ersetzt, die statt der Domino-Servlet-Engine auf Websphere 4.0 aufbaut. Lotus verspricht sich davon nochmals eine 300-prozentige Steigerung der Performance. Im ersten Quartal des nächsten Jahres dann wird eine neue WPS-Version Lotus K-station ablösen. Dabei sind derzeit drei verschiedene Konfigurationen angedacht: Erstens eine einfache Version mit Portal-Framework, Single-SignOn, Personalisierung und Profiling sowie LDAP, WebSphere Application und DB2 Server; zweitens eine als Collaborative Services aus K-station erweiterte Version mit Extended Search, Quickplace und Sametime sowie Site Metrics Analyzer; schließlich eine dritte "Flagschiff-Version" mit allem, was IBM in diesem Bereich zu bieten hat, etwa Content Management, EIP (Enterprise Informational Portal) Client Kit, MQ Series Workflow und Rich Media Feeds.

Mit den beiden aufwändigeren Varianten könnte IBM dabei einigen anderen Anbietern in Portal-Markt, die nicht über die gleiche Tiefe des Angebots verfügen, das Leben schwer machen. (Volker Weber) / (jk)