Cloud macht Texte lesbarer
Nicht nur große Unternehmen können sich von Textassistenten helfen lassen: Laut Hersteller nutzen bereits 20 Millionen Menschen die Software Grammarly.
(Bild: Grammarly)
- Hans Dorsch
Das Programm erkennt Grammatikfehler und schätzt ein, ob ein Text eher förmlich oder eher locker wirkt. Um saloppe Schreibe zu lernen, fütterten die Macher ihre Modelle mit Daten der Beratungscommunity Yahoo Answers, vor allem aus den Bereichen "Unterhaltung und Musik" sowie "Familie und Beziehungen". Daraus extrahierten sie rund 100000 Sätze und ließen diese von echten Menschen über die Crowdsourcing-Plattform Mechanical Turk in formelle Sprache übersetzen.
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Grammarly läuft als Browsererweiterung, als Add-on für Google Docs und Microsoft Word oder als eigenständige Anwendung. Grammarly spricht nur Englisch, deshalb nehme ich eine Pharma-Stellenanzeige aus einem englischsprachigen Jobportal als Testmuster. Auch Grammarly vergibt Punkte zu Lesbarkeit und Vokabular. Der Score meiner Beispielanzeige beträgt schon 91 Punkte. In den Einstellungen kann man die gewünschte Stilebene und Zielgruppe wählen. In der Grundeinstellung ("neutral" und "general") bemängelt Grammarly lediglich, dass in einer Aufzählung mehrere Sätze hintereinander mit "You" beginnen.
Das ist in meinem Beispiel allerdings ein bewusstes Stilelement. Erst als ich die Stilebene "informal" wähle, fällt der Software auf, dass ein sechs Zeilen langer Satz schwer lesbar sein könnte. Außerdem schlägt sie vor, die passive Formulierung "You will be guided by an experienced manager" durch "An experienced manager will guide you" zu ersetzen und "You have the ability to" durch "you can". Ich nehme die Vorschläge an, und der Score steigt auf 99 Prozent. Für Nicht-Muttersprachler, die verständliche und fehlerfreie englische Sätze schreiben wollen, ist der Service sicherlich sinnvoll. Wer kreativ mit Sprache umgehen will, sollte ruhig ein paar Vorgaben ignorieren.
Produkt: Grammarly
Hersteller: Grammarly Inc.
Preis: kostenlos, Premium ab 12 Dollar
TR-Autor Hans Dorsch hat mit der App Textio, Grammarly und LanguageTool drei Anwendungen getestet, die versprechen die Textqualität zu verbessern.
Sein Fazit
Die App Textio ist verführerisch: Einfach ein paar Stichworte eingeben und daraus einen Text erstellen lassen. Der ist dann allerdings nicht besser als das Trainingsmaterial – garbage in, garbage out. Aber vielleicht bringt die KI ja mit jeder neuen Lernschleife bessere Formulierungen an die Oberfläche, die das eigene Schreiben voranbringen. Nicht-Muttersprachlern, die stilistisch saubere englische Texte schreiben wollen, sei Grammarly empfohlen, vor allem in der Premium-Variante. Und für das Korrekturlesen deutscher Texte ist LanguageTool hervorragend geeignet. Vielleicht erschließen die Macher ja noch ein paar Textdatenschätze und leiten daraus auch Hinweise zum guten Stil ab.
(bsc)