Quelloffener Robo-Lektor

LanguageTool prüft Texte auf grammatikalische und stilistische Schwächen.

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Quelloffener Robo-Lektor

(Bild: LanguageTooler GmbH)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Hans Dorsch

Der älteste Robo-Lektor ist gleichzeitig der einzige, der Deutsch kann (neben Englisch, Französisch, Niederländisch und 20 weiteren Sprachen). Entstanden ist er als Abschlussarbeit für Computerlinguistik und wird seitdem als Open-Source-Projekt weiterentwickelt. Seit drei Jahren gibt es zusätzlich die kommerzielle Version LanguageTool Plus, die unter anderem ein Add-on für Microsoft Word bietet, längere Texte überprüft und mehr grammatikalische und stilistische Fehler findet.

LanguageTool durchforstet Texte nach typischen Rechtschreib-, Grammatik- und Ausdrucksfehlern. Dazu zählen häufig verwechselte Wortpaare wie "their" und "there" oder Vertipper mit Buchstaben, die auf der Tastatur nebeneinander liegen. Solche Fälle werden von den Mitwirkenden fest programmiert und laufend erweitert. Dazu kommen statistische Werkzeuge, die auf den Bestand eingescannter Bücher bei Google zugreifen. Ob die Schreibweise "das spiegelt etwas wider" oder "das spiegelt etwas wieder" richtig ist, entscheidet der Algorithmus danach, welche häufiger vorkommt.

LanguageTool ist als Erweiterung für Firefox und alle Browser verfügbar, die auf der Chrome Engine basieren. Außerdem gibt es Add-ons für Microsoft Word und Google Docs.

Ich teste das Tool wieder mit der gleichen Stellenanzeige wie bei der App Textio. Viele Ergebnisse sind ähnlich: Das mehrfache "You" sowie das umständliche "have the ability" fallen auf. Ich lasse mir den Text von DeepL ins Deutsche übersetzen und erneut prüfen. Die Anmerkungen sind fast gleich.

Stilistische Hinweise finden sich bei LanguageTool insgesamt weniger, es ähnelt eher einer klassischen Rechtschreibprüfung, aber mit mehr Unterstützung beim Überarbeiten, weil es auch Änderungsvorschläge macht. Und es lernt aus dem Feedback seiner über 500.000 Nutzer: Wird etwa ein Korrekturvorschlag von vielen abgelehnt, ist der angebliche Fehler offenbar keiner, und speichern viele ein bestimmtes Wort in ihrem persönlichen Wörterbuch, wird es in den allgemeinen Wortschatz übernommen.

Produkt: LanguageTool
Hersteller: LanguageTooler GmbH
Preis: kostenlos, Premium 60 Euro / Jahr

TR-Autor Hans Dorsch hat mit der App Textio, Grammarly und LanguageTool drei Anwendungen getestet, die versprechen die Textqualität zu verbessern.

Die App Textio ist verführerisch: Einfach ein paar Stichworte eingeben und daraus einen Text erstellen lassen. Der ist dann allerdings nicht besser als das Trainingsmaterial – garbage in, garbage out. Aber vielleicht bringt die KI ja mit jeder neuen Lernschleife bessere Formulierungen an die Oberfläche, die das eigene Schreiben voranbringen. Nicht-Muttersprachlern, die stilistisch saubere englische Texte schreiben wollen, sei Grammarly empfohlen, vor allem in der Premium-Variante. Und für das Korrekturlesen deutscher Texte ist LanguageTool hervorragend geeignet. Vielleicht erschließen die Macher ja noch ein paar Textdatenschätze und leiten daraus auch Hinweise zum guten Stil ab.

(bsc)