Medizin: Gesundheit in the Making

Wenn Zeit und Geld knapp sind, kann Improvisieren überlebenswichtig sein. Tüftler entwickeln deshalb schon seit Längerem Medizingeräte zum Selberbauen.

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Die Gesund-Maker – auch gegen Corona

(Bild: Shutterstock)

Lesezeit: 10 Min.
Von
  • Christian Honey
  • Veronika Szentpetery-Kessler
Inhaltsverzeichnis

Wenn Tarek Loubani seine Open-Source-Stethoskope in Krankenhäusern im Gazastreifen vorführt, erntet er oft Skepsis. Billig und hausgemacht sähen sie aus, sagen viele Ärzte und Studenten. Das stimmt sogar, denn der palästinensisch-kanadische Arzt von der University of Western Ontario stellt die Geräte mit 3D-Druckern des Modells Prusa i3 MK3 in seinem Keller im kanadischen London und im Gazastreifen her. Sobald er aber erzählt, dass er sie in seiner Notaufnahme selbst benutzt, weiche die Skepsis der Kollegen oft der Neugier, berichtet er.

Denn das billige Aussehen ist kein „Bug“, es ist ein „Feature“. Stethoskope und viele andere Medizingeräte sind Mangelware in palästinensischen Krankenhäusern. Loubani, der seit 2011 als Rettungsarzt und Ausbilder ins Gazagebiet reist, wollte nicht mehr hinnehmen, für seine palästinensischen Patienten „oft lebenswichtige Entscheidungen ohne Stethoskop zu treffen“. Ihm wurde klar, dass er sie lokal selbst herstellen muss, und zwar als Open Source. Nur so könne jeder das Gerät nachbauen, bei Bedarf verbessern und Loubani damit wiederum weiterhelfen.

Gerade mal drei Dollar kostet das Material für ein selbst gebautes Stethoskop. Neben gedruckten Bauteilen verwendet Loubani leicht erhältliche Komponenten wie Plastikschläuche für Softdrink-Spender und eine aus Ordnerhüllen gestanzte Membran. Als er die Konstruktion zum ersten Mal ausprobierte, war er selbst überrascht: „Ich dachte: Wow, das klingt genau wie mein teures Littmann Cardiology III.“ Das bestätigten auch Tests mit einem sogenannten Phantom, einem wassergefüllten Ballon, der den Brustkorb simuliert. Die Ergebnisse publizierten Loubani und seine Kollegen im Fachjournal „PLOS One“.

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