Corona-Kontaktverfolgung: Frankreich will technische Zugeständnisse von Apple

iPhone-Apps können Bluetooth im Hintergrund nur eingeschränkt nutzen. Für eine europäische Corona-App müsse Apple diese Hürde entfernen, fordert Frankreich.

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Coronavirus-App

(Bild: dpa, Kay Nietfeld/dpa)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Leo Becker

Frankreich sieht Apple als Hürde bei der Einführung einer geplanten Corona-App: Man hoffe, die "StopCovid" genannte App zur Kontaktverfolgung (Contact Tracing) bis zum 11. Mai an den Start bringen zu können, erklärte Frankreichs Digitalminister Cédric O vor einem Senatsausschuss, wie französische Medien berichten. Dies sei aber nur möglich, wenn Apple "technische Barrieren" beseitigt, die der Entwicklung der App im Weg stünden.

"Wir bitten Apple, die technische Hürde zu beseitigen, um eine souveräne europäische Lösung entwickeln zu können, die an unser Gesundheitssystem gekoppelt ist", betonte O gegenüber der Finanznachrichtenagentur Bloomberg. Man habe die Probleme bereits mit dem iPhone-Hersteller besprochen, erziele dabei bislang aber keine Fortschritte.

iPhone-Apps können im Hintergrund nur sehr eingeschränkt über die Bluetooth-Schnittstelle kommunizieren. Eine App zur Kontaktverfolgung, die ohne Apples Segen umgesetzt wird, müsste deshalb auf iPhones dauerhaft im Vordergrund aktiv gehalten werden – und ist damit völlig praxisfern.

Apple und Google haben bereits eine spezielle Schnittstelle für die Kontaktverfolgung angekündigt, die ausgewählten Entwicklern ab Mitte Mai zur Verfügung stehen soll und die unter iOS auch einen Hintergrundbetrieb solcher Apps ermöglicht. Die technische Basis zur Kontaktverfolgung soll in den nächsten Monaten zudem Bestandteil der Betriebssysteme iOS und Android werden, teilten die US-Konzerne mit – damit eine Kontaktverfolgung nach Opt-in sofort erfolgen kann, ohne dafür erst eine App installieren zu müssen.

Apples und Googles Kontaktverfolgungs-API setzt allerdings auf einen dezentralen Ansatz, bei dem die per Bluetooth erfassten IDs lokal auf den Geräten verwaltet werden und läuft dem aktuellen französischen und deutschen Vorhaben damit zuwider, die einen zentralen Speicheransatz verfolgen. Ob Apple noch Änderungen an der API vornehmen will, bleibt vorerst offen. Auf Nachfrage der Finanznachrichtenagentur verwies der Konzern lediglich auf die bestehende Ankündigung zu der kommenden Schnittstelle.

Ob ein zentraler oder dezentraler Ansatz für Corona-Warn-Apps gewählt, hat inzwischen auch einen Richtungsstreit zwischen Forschern in Europa ausgelöst – im Zentrum steht das Projekt PEPP-PT. Kritiker einer zentralen Speicherung warnen vor Missbrauch und möglicher Überwachung. Befürworter verweisen auf Schwachpunkte, wenn Daten ständig zwischen vielen dezentralen Geräten ausgetauscht werden. (lbe)