Post aus Japan: Die Coronakrise wird zum Kreationskatalysator

Ob Roboter oder Gesichtserkennungssysteme – die Pandemie gibt Ideen neuen Schwung, die sich bisher nur schleppend verbreiteten.

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Post aus Japan: Die Coronakrise wird zum Kreationskatalysator

Patoro sichert und desinfiziert.

(Bild: ZMP)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Martin Kölling

Die neue Hoffnung in Japans Kampf gegen die Covid-19-Pandemie fährt Schritttempo. "Patoro" heißt der Sicherheitsroboter, den seine Schöpfer von dem Roboterentwickler ZMP zum automatischen "Desinfektor" aufgerüstet haben. Der kastenförmige Patrouillengänger wird kurzerhand mit einem Spray-Aufsatz versehen, der Geländer, Druckknöpfe von Fahrstühlen und Griffe von Vitrinen in Convenience-Stores mit Desinfektionsmittel einsprühen kann.

Pffffft, pfffft: Desinfektionsroboter Patoro rĂĽckt an.

(Bild: ZMP)

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Ab Mai wird der Service angeboten. Besonders Krankenhäuser und Supermärkte hat ZMP im Visier. Und dies ist nicht die einzige Innovation aus dem Reich der Robotik und künstlicher Intelligenz, die in Japan durch die Coronakrise auf den Durchbruch hofft. ZMP beispielsweise wirbt zudem dafür, seinen Transportroboter CarriRo in Hotels, die zu Quarantänequartieren für leichte Covid-19-Fälle umgewandelt worden sind, für Essensauslieferungen einzusetzen. Das Betreuungspersonal belädt die rollende Palette mit Bento-Boxen, schiebt CarriRo in den Fahrstuhl. Und das Gerät rollt dann auf der entsprechenden Etage heraus, die Kranken holen sich ihre Essenspakete ab und CarriRo fährt wieder nach unten.

Der Transportroboter CarriRo

(Bild: ZMP)

Ein weiterer Einsatzbereich ist die Verbreitung von Gesichtserkennung. Der Technikkonzern NEC, der sein System nun wegen der verschobenen Olympiade nicht in Massen einsetzen kann, hat es nun auf die Identifizierung von Maskenträgern umgeschult, um den Zutritt zu Büros oder ähnlichem zu kontrollieren. Die Mitarbeiter können dann die Sperren passieren, ohne Masken abnehmen oder sonst irgendeinen Gegenstand berühren zu müssen. So eine Idee könnte im Zeitalter der Epidemiebekämpfung ein Hit werden.

Die Druckerei-, Verpackungs- und Technikkonzern Toppan geht beim Thema künstliche Intelligenz und Masken einen anderen Weg: Aus dem Bild von Sicherheitskameras pickt Toppans neues Gesichtserkennungsprogramm die Besucher heraus, die keine Masken tragen. Die können dann gezielt vom Wachpersonal angesprochen und zum Tragen des Virenschutzes aufgefordert werden.

In den nächsten Stufen sollen die Erkennung von Fieber, der Personendichte, des Abstands zwischen Menschen sowie des Desinfizierens von Händen entwickelt werden. Bereits im Mai plant das Unternehmen bereits, die ersten KI-Kameras auszuliefern, als "Dienst zur Vorbeugung von Infektionskrankheiten". Der Chipdesigner THine Electronics wiederum will mit einem System an der Infektion mitkassieren, das Maskenträger erkennen und Fiebermessen kann.

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Auch das Gaststättengewerbe wird technisch aufgerüstet, um in Zeiten sozialer Distanzierung noch Geschäfte zu machen. Showcase Gig, ein Anbieter mobiler Zahlungssysteme, bietet smarte Schließfächer an, aus denen Kunden ohne Kontakt zu anderen Menschen ihr bestelltes Take-out-Food abholen können. Über eine App geben die Kunden die gewünschte Abholzeit ein und zahlen. Dann erhalten sie eine Zugangsnummer für ein Schließfach, in dem ihr gewünschter Gaumenschmaus wartet. Der wird zudem mit ultraviolettem Licht bestrahlt, um Viren zu töten. Im nächsten Schritt könnte die Öffnung auch mit einem QR-Code erfolgen. Noch müssen die Kunden die Geheimzahl eintippen.

(bsc)