Fernseher: Traditionsmarke Loewe produziert wieder in Kronach

Nach der Insolvenz ist vor dem Neustart: Die Kronacher Traditionsmarke Loewe nimmt den Manufakturbetrieb auf.

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Fernseher: Traditionsmarke Loewe produziert wieder in Kronach

(Bild: Loewe)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Karl-Gerhard Haas

Totgesagte leben länger: Loewe nimmt eigenen Angaben zufolge wieder die Produktion von TV-Geräten im fränkischen Kronach auf. Die deutsche Traditionsmarke will neben maschinenproduzierten Geräten auch Premium-Fernseher in Handarbeit herstellen. Außerdem soll in Kronach ein Zentrum für Forschung und Entwicklung aufgebaut werden.

Loewe wurde 1923 in Berlin als "Radiofrequenz GmbH" gegründet, seit 1948 sitzt das Unternehmen im fränkischen Kronach. Einst war man einer der ersten Hersteller von Videorecordern für den institutionellen Gebrauch – der "Optacord 500“ erschien 1961. In den 1980ern tönte als erster ein Loewe-Fernseher in Stereo, außerdem integrierte Loewe vor der Konkurrenz Satellitenempfänger in die TVs des Hauses und bot "MultiTel" genannte Terminals für den Bildschirmtext der westdeutschen Bundespost an.

2013 ging die damals als Aktiengesellschaft geführte Firma zum ersten Mal pleite, die zweite Pleite folgte 2019. Kurz vor Weihnachten 2019 stach die slowakische Skytec-Gruppe den chinesischen Rivalen Hisense aus und übernahm Loewe. Zuvor hatte Skytec-Geschäftsführer Vladislav Khabliev bereits die TV-Marke Sharp an den taiwanesischen Auftragsfertiger Foxconn veräußert. Auch die TV-Marke Blaupunkt befand sich zwischenzeitlich im Skytec-Portfolio – beides Firmen, die zuletzt kaum noch als TV-Hersteller wahrgenommen wurden.

Der Name Loewe hingegen hat immer noch einen guten Klang – zu dem will das Unternehmen die passenden Produkte anbieten. Die bestehenden OLED-Modelle "bild 5“ und "bild 7“ sollen ab sofort von zunächst 30 Mitarbeitern soweit möglich von Hand gefertigt werden. Nach der Übernahme hieß es zunächst, die Fertigung in Kronach wolle man schließen. Auch die LCD-TVs "bild 1/2/3“ sind "Made in Germany“. An sie legen allerdings nur Roboter Hand an. Loewe sagt, "die Vorbereitungen für die Wiederaufnahme der Produktion am Firmensitz im fränkischen Kronach sind planmäßig abgeschlossen."

Die TVs aus der vom Hersteller sogenannten "Manufaktur" gibt es weiterhin zu Manufakturtarifen. Der Preis des bild 7 liegt bei einer Empfehlung von 4990 Euro (1,39m/55 Zoll; 6990 € für 1,64m/65 Zoll, 15990 € für 1,95m/77 Zoll), der bild 5 kostet mit 55 Zoll-Bildschirm 3990 Euro. Perspektivisch sollen 2021 Smartphones und die im Branchenjargon "Weiße Ware" genannten Haushaltsgeräte das Sortiment ergänzen. Durch Kooperationen mit Luxus-Modemarken und -Autoherstellern will Khabliev die Marke Loewe einem breiteren und jüngeren Publikum nahebringen. Am Standort Kronach sollen insgesamt rund 100 Arbeitsplätze (vor der Insolvenz waren es rund 500) entstehen.

Der Fernsehermarkt gilt als schwierig, sogar für Konzerne wie LG, Panasonic oder Samsung. Die zweite europäische TV-Nobelmarke, Bang & Olufsen, produziert seit Jahren vorwiegend Negativ-Schlagzeilen – allerdings lassen die Dänen im Unterschied zu Loewe ihre TVs von LG fertigen. Zudem sind die B&O-TVs noch deutlich teurer als die Loewe-Modelle. Für schicke Fernseher mit hochwertigen Lautsprechern zum hohen, aber vertretbaren Preis hingegen könnte sich eine Nische finden. Mit smarten TVs tun sich Nischenanbieter dagegen schwer: Bei der Freigabe der entsprechenden TV-Apps stehen sie ganz am Ende der Warteschlange bei Netflix & Co. (dahe)