Satelliten-Spotting und Stille in der Corona-Pandemie

Vieles hat sich durch die Corona-Pandemie geändert – auch der Klang der Umwelt, den Nutzer*innen auf einer Webseite festhalten können.

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Satelliten-Spotting und Corona-Türöffner
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Holger Bleich
  • Jan Mahn
Inhaltsverzeichnis

findstarlink.com

james.darpinian.com/satellites/

Wegen der – dank Corona und Dauerhochdruck – extrem klaren Luft in der zweiten Aprilhälfte konnte man sie außergewöhnlich gut sehen: die Starlink-Satelliten. Ganze Kolonnen von hellen Lichtpunkten wanderten in Formation durch den Nachthimmel und sorgten mitunter bei Leitstellen für Notrufe; besorgte Bürger wähnten sich mitten in einer riesigen Alieninvasion.

Elon Musks Starlink-Projekt will noch in diesem Jahr die USA und irgendwann die ganze Welt mit Breitband-Internet versorgen. Unter Astronomen sorgen die kleinen Kommunikationssatelliten wegen der einhergehenden Lichtverschmutzung für Kritik. Derzeit sind 360 der 227 kg schweren Geräte in 550 km Höhe unterwegs. Bis Ende des Sommers soll die Falcon-­9-Rakete weitere 120 in ihre Orbits bringen. Verschiedene ­Formationen haben jeweils andere Umlaufbahnen. Am deutschen Himmel ziehen die Gruppen 3 und 5 zu täglich unterschiedlichen Zeiten vorbei.

Unter findstarlink.com rufen Sie eine Live-Karte zu den Standorten der Gruppen ab. Wenn Sie Ihren Standort angeben, erfahren Sie außerdem, wann welche Gruppe in den nächsten Tagen am Himmel zu sehen ist – praktischerweise mit eingebauter Sichtprognose. Der Webgrafik-Spezialist James Darparian liefert ähnliche Daten und visualisiert zum angegebenen Standort sogar, in welcher Formation die Satelliten fliegen. Außerdem zeigt er nicht nur Starlink-Umlaufbahnen, sondern auch andere Satelliten. Ein schöner Service: Die Sichttermine kann man sich direkt in Google Kalender oder iCal importieren lassen.


www.pandemicsilence.org/sounds

„Der Lockdown eröffnet uns ein Fenster in eine andere Welt, in der das Anthropozän verlangsamt, die Welt stiller ist.“ So schreibt es der Wissenschaftsjournalist Andreas von Bubnoff. Der Klang unserer Wohnorte, der Natur, ja der Klang des ganzen Planeten verändere sich radikal. Um diese Änderungen zu ­konservieren, hat er zusammen mit der venezolanischen ­De­signerin Veronica Semeco die Crowdsourcing-Plattform Pandemic Silence Projekt ins Leben gerufen.

Nutzer sollen Ton- oder Videoaufnahmen von Orten hochladen, „die derzeit stiller sind als sonst“. Es finden sich bereits etliche Schnipsel, darunter etwa eine Aufnahme aus dem fast ausgestorbenen Kölner Hauptbahnhof, wo ansonsten reges Treiben herrscht. Berlin Mitte ist ebenso vertreten, auch Orte in anderen Ländern wie Costa Rica und Israel.


www.thingiverse.com/thing:4224156

Handhygiene ist wichtig, wie man in diesen Zeiten besonders häufig hört. Vor allem sollte man Kontakt mit Oberflächen vermeiden, die von vielen berührt werden. Bei Türklinken lässt sich das leider nicht immer verhindern, wenn man doch mal das Haus verlassen muss.

Für Besitzer eines 3D-Druckers gibt es Abhilfe: In der 3D-Teiledatenbank Thingiverse haben einige Bastler Tür­klinken-­Bediener veröffentlicht, die man wie einen Flaschenöffner am Schlüsselbund mitführt. Nette Zeitgenossen versorgen gleich die ganze Nachbarschaft, damit das Druckbett des 3D-Druckers auch ausgelastet ist.


Dieser Artikel stammt aus c't 11/2020. (hob)