Scheuer hält Verkehr mit Flugtaxis in drei Jahren für realistisch

Mit einem Aktionsplan für "innovative Luftfahrtkonzepte" will die Bundesregierung auch kleinen Fluggeräten mit Passagieren voranhelfen.

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Scheuer hält Verkehr mit Flugtaxis in drei Jahren für realistisch

(Bild: Lilium)

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Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer hat am Mittwoch in Berlin den Aktionsplan der Bundesregierung für "unbemannte Luftfahrtsysteme und innovative Luftfahrtkonzepte" mitsamt Rechtsrahmen vorgestellt. Damit sollten "auch Flugtaxis reguläre Verkehrsträger werden", erklärte der CSU-Politiker. Es gelte, deren "gesellschaftliche Akzeptanz in den Vordergrund" zu stellen.

Ein gängiger Einsatz von Flugtaxis könne Scheuer zufolge drei Jahren möglich sein. "Wir warten nicht darauf, bis die Entwickler fertig haben", betonte er. Sein Ministerium begleite sie mit den nachgelagerten Behörden, um ihnen bei Rechtsfragen schon jetzt zur Seite zu stehen.

Erste Prototypen seien da, erläuterte Scheuer. In Ingolstadt etwa sei am Bahnhof schon ein Landeplatz für Flugtaxis eingeplant. An Betreiber von Parkhausketten und Kaufhäusern appellierte er, solche Szenarien "oben schon mitzudenken". Das Bundeskabinett kündigte an, die Entwicklung von Vorschriften zur Flugtaxi-Zertifizierung bei der EU-Agentur für Flugsicherheit (EASA) vorantreiben zu wollen.

Der Koordinator der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt, Thomas Jarzombek (CDU), bezeichnete innovative Flugsysteme als "wichtige industriepolitische Sache", bei denen der Markt auch noch nicht an China verloren sei. Unternehmensberater rechneten weltweit mit dem Betrieb von 100.000 Flugtaxis bis 2050. Es handle sich also noch nicht um eine "Alternative zum Regionalexpress", aber um eine "relevante Branche". Allein Airbus arbeite mit drei Konzepten daran, daneben seien aber auch Startups wie Lilium und Volocopter im Rennen.

Jenseits der Passagierdrohnen verwies Jarzombek auf "superviele spannende Anwendungen mit unbemannten Flugobjekten". Mit diesen könne man etwa nach Ertrinkenden suchen oder sofort eine Lageeinschätzung generieren, während es sich bei den Paketlieferungen per Drohne wohl eher um Spezialanwendungen handeln dürfte. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) habe hier etwa bereits eine Drohne mit einer Tonne Nutzlast auf die Wege gebracht.

Die Regierung will wie von der EU vorgesehen auch die Regeln für den unbemannten Flugverkehr verschärfen. So soll es eine online durchführbare Registrierungspflicht für alle Drohnenbetreiber wie bei der künftigen elektronischen Kfz-Zulassung geben. Der "Drohnen-Führerschein" wird statt ab 2 Kilogramm bereits ab 250 Gramm Startmasse vorgeschrieben. Dabei soll es sich um einen "einfachen Online-Kenntnisnachweis" für verhältnismäßig risikoarme Betriebsarten handeln, um Unfälle zu vermeiden.

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In Deutschland werden laut Regierung rund 500.000 Drohnen betrieben. Davon werden 455.000 privat und 19.000 kommerziell genutzt. Bis 2030 soll sich die Gesamtzahl auf 850.000 erhöhen. Mit der neuen Strategie wolle er daher die Privatsphäre der Bürger sowie die Sicherheit des Luftraums und der neuen Flugzeuge gewährleisten sowie innovative Geschäftsfelder und Einsatzmöglichkeiten voranbringen, erläuterte Scheuer. (anw)