Insiderhandel-Vorwurf: iPhone von US-Senator beschlagnahmt

In einer Untersuchung auffälliger Aktienverkäufe eines US-Senators kurz vor dem Corona-Crash sollen dessen iCloud- und iPhone-Daten neue Hinweise bringen.

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Richard Burr

Burr ist unter anderem Vorsitzender des Geheimdienstausschusses im US-Senat.

(Bild: Screenshot)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Leo Becker

Das US-Justizministerium hofft offenbar darauf, aus iCloud- und iPhone-Daten weitere Erkenntnisse zu den Aktienverkäufen des US-Senators Richard Burr zu erhalten. Strafverfolger der US-Bundespolizei haben nach Informationen der Los Angeles Times inzwischen das Mobiltelefon des republikanischen Senators beschlagnahmt. Zuvor habe das FBI bereits per Durchsuchungsbeschluss iCloud-Daten des Senators bei Apple abgefragt – und mit dort erlangten Informationen offenbar auch den Durchsuchungsbeschluss für das iPhone erwirkt.

Die Untersuchung solle klären, ob Burrs Aktienverkäufe kurz vor dem ersten großen Corona-Börsencrash unter Insider-Handel fallen. Als Vorsitzender des Geheimdienst-Ausschusses sei der Senator vor den Verkäufen in täglichen Briefings von Public-Health-Spezialisten unterrichtet worden.

Burr habe dann in 33 Transaktionen einen signifikanten Teil seines Portfolios im Wert zwischen rund 700.000 und 1,7 Millionen US-Dollar abgestoßen – rund eine Woche vor dem Crash Anfang März. Auch der Schwager des Senators habe parallel Aktien verkauft, schreibt die Los Angeles Times unter Berufung auf Strafverfolger. Die Ermittler würden sich nun auf die Kommunikation zwischen dem US-Senator und seinem Broker konzentrieren. Derartig umfassende Durchsuchungsbeschlüsse gegen einen aktiven Senator müssten von hochrangigen Mitarbeitern des Justizministeriums abgesegnet werden.

Auf welche iCloud-Daten des Senators die Ermittler Zugriff erhalten haben, bleibt unklar. Die automatisch erstellten iPhone-Backups umfassen unter Umständen auch alle Textnachrichten sowie die über Apples Krypto-Messenger iMessage geführten Unterhaltungen. Für die iCloud-Backups kommt bei Apple bislang keine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung zum Einsatz, der Hersteller besitzt einen Schlüssel für die Daten.

Ob die Ermittler in der Lage sind, das iPhone des Senators zu entsperren – oder ob dieser freiwillig den Gerätecode herausgegeben hat –, ist unbekannt. Im großen Streit zwischen FBI und Apple um die Entsperrung eines iPhones im Jahr 2016 wollte Burr Berichten zufolge Konzerne ursprünglich unter Strafandrohung mit einem Gesetz zur Entschlüsselung von Daten zwingen – sei davon aber wieder abgerückt. (lbe)