Handelskrieg: USA schneiden Huawei von Chipversorgung ab, China reagiert

Die US-Regierung hat ihren Bann verschärft, wonach Huawei nicht mit Halbleitertechnik beliefert werden darf. Peking kündigt Restriktionen für Apple & Co. an.

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Handelskrieg: USA schneiden Huawei von Chipversorgung ab, China reagiert

(Bild: JHVEPhoto/Shutterstock.com)

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Der Handelsstreit zwischen den USA und China, bei dem das Gewicht des chinesischen Netzwerkausrüster Huawei im Telekommunikationsmarkt im Zentrum steht, eskaliert weiter. Das US-Handelsministerium erklärte am Freitag, Chiphersteller dürften keine Halbleiter mehr an den weltweit zweitgrößten Smartphonehersteller liefern, wenn diese auf Software, Technologie und Know-how aus den USA beruhen. Damit sollen bestehende Exportbeschränkungen verschärft werden.

Der Schritt erfolge "zum Schutz der nationalen Sicherheit der USA", betonte das federführende Amt für Industrie und Sicherheit der US-Regierung. Es gehe darum, Huaweis Bemühungen, die US-Exportkontrollen zu untergraben, effektiv zu unterbinden. Über die Liste an Institutionen, die den chinesischen Konzern nicht mit Technik made in USA versorgen dürften, steuere man dessen Bezugsmöglichkeiten für Chips "eng und strategisch".

Das verschärfte Exportverbot könnte Huawei schwer treffen. Nicht nur der US-Mobilfunkausrüster Qualcomm darf damit keine Halbleiter mehr an die Chinesen verkaufen, sondern etwa auch taiwanische Chiphersteller TSMC. Letzterer fungiert als wichtiger Auftragsfertiger für Highend-Prozessoren für Huawei, kommt aber ohne Produktionstechnik nicht aus, die direkt aus den Vereinigten Staaten kommt oder von US-Patenten geschützt ist.

Huawei entwickelt zwar bereits neue Systems-on-a-Chip (SoCs) für Smartphones und Autos zusammen mit dem europäischen Halbleiterspezialisten STMicroelectronics und kooperiert mit dem chinesischen Hersteller SMIC. Ein gleichwertiger Ersatz für die TSMC-Produkte ist damit aber bislang nicht absehbar.

China stehe Gewehr bei Fuß, eine Reihe von Gegenmaßnahmen zu ergreifen, berichtete wenig später die regierungsnahe chinesische Zeitung "Global Times". Dabei werde es unter anderem darum gehen, US-Konzerne wie Apple, Cisco oder Qualcomm auf eine Liste "unzuverlässiger" Körperschaften zu setzen. Es solle untersucht werden, ob diese sich an die Cybersicherheits- und Kartellrechtsbestimmungen im Reich der Mitte halten. Zudem spiele Peking mit dem Gedanken, keine Flugzeuge von Boeing mehr zu kaufen.

Erst am Mittwoch hatte US-Präsident Donald Trump seine Notstandsverordnung für die Telekommunikationswirtschaft um ein Jahr verlängert. US-Unternehmen dürfen damit weiterhin ohne Regierungserlaubnis keine Geschäfte mit chinesischen Firmen wie Huawei oder ZTE machen.

Huawei hat derweil eine Behelfslösung gefunden, um weiterhin die unter die Restriktionen fallenden Google-Apps auf einigen seiner Smartphones anzubieten. Das Exportverbot bietet ein Schlupfloch, wonach Geräte des Konzerns, die vor oder zeitgleich mit dem Greifen des Banns auf den Markt kamen, noch mit Anwendungen wie Google Maps, Mail, Hangouts, YouTube oder den Play Store verkauft werden dürfen.

Smartphones wie das Mate 30 Pro, die lange nach dem Embargo herauskamen, sind ohne die Zusatzsoftware für Android keine Bestseller. Huawei setzt daher verstärkt darauf, Neuausgaben seiner alten Mobiltelefone auf den Markt zu bringen. Diese Woche kündigte das Unternehmen an, dass das P30 Pro als "New Edition" zurückkehren wird. Schon Anfang des Jahres brachte es die P30 Lite New Edition in den Verkauf. Beide Handys stammten ursprünglich vom März 2019 und haben so noch Lizenzen für die Google-Suite. (bme)