Microsoft Build 2020: Was Entwickler erwarten können

Microsoft hält seine Build-Konferenz erstmals komplett virtuell. Vom 19. bis 21. Mai sind Neuigkeiten zu .NET 5.0, C# 9.0, Windows und Azure zu erwarten.

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Build 2020: Was Entwickler erwarten können

(Bild: Microsoft)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Dr. Holger Schwichtenberg
Inhaltsverzeichnis

Schon Anfang März hat sich Microsoft entschieden, die diesjährige Build-Konferenz komplett ins Internet zu verlegen. Die Teilnahme ist kostenfrei, erfordert jedoch eine Registrierung auf der Konferenzseite. In der Vergangenheit waren die Keynote-Vorträge und nur einzelne Sessions der früheren Auflagen live im Internet zu sehen. Die Teilnehmer vor Ort zahlten mehr als 2000 Dollar allein für den Eintritt. Die Build gibt es seit 2011 als Nachfolger der früheren Professional Developers Conference (PDC).

Die Live-Übertragung der Konferenz beginnt am heutigen Dienstag, den 19. Mai 2020, um 17 Uhr mit einem Kickoff durch zwei Microsoft-Sprecher. Danach folgt die Keynote von 17.20 bis 18.45 Uhr, die dieses Mal in drei Teile geteilt ist. Zunächst wird Microsoft-Chef Satya Nadella zwanzig Minuten zum Thema "Empowering every developer" sprechen – vermutlich gibt es hier wenig konkrete Neuerungen, sondern mehr Erfolgsmeldungen und Visionen. Danach folgt die Vorstellung der Gewinner des Studentenwettbewerbs Imagine Cup. Erst danach wird es konkreter: Von 18 Uhr bis 18.45 Uhr gibt es eine Präsentation von mehreren Microsoft-Produktmanagern, die wohl konkrete Neuigkeiten zu den Microsoft-Produkten verkünden werden.

Um allen Zeitzonen gerecht zu werden, werden die Keynotes und viele Vorträge noch ein bis dreimal wiederholt (z. B. die Keynotes am Mittwoch ab 2.20 Uhr deutscher Zeit). Neu ist auch, dass die Vorträge alle relativ kurz (15 bis 45 Minuten) im Vergleich zum einstündigen Format sind, das bisher bei der Build üblich war.

Zu .NET 5.0, der als gemeinsamer Nachfolger von .NET Framework, .NET Core und Mono/Xamarin geplanten nächsten Version von Microsofts Entwicklungsplattform, sind bisher drei Vorschauversionen erschienen, die zwar einige Kleinigkeiten verbessern, aber noch nichts von der großen Vision gezeigt haben. Zu erwarten ist, das am Dienstagabend die vierte Preview 4 von .NET Core 5.0, ASP.NET Core 5.0 und Entity Framework Core 5.0 erscheinen.

.NET 5.0 soll laut den Ankündigungen der Build 2019 im November 2020 erscheinen. Für diesen Termin ist auch C# 9.0 geplant. Die aktuell verfügbare Version 3.4 des C#-Compilers (csc.exe) enthält aber noch keine neuen Sprachfeatures von C# 9.0. Ein Blick auf den "Language Feature Status" zeigt, dass viele Funktionen noch in Arbeit sind.

Language Feature Status für C# 9.0

(Bild: Microsoft auf GitHub )

Der Hinweis "Merged 16.7p" bezieht sich offensichtlich auf die Visual Studio 2019 16.7. Aktuell gibt es eine Vorschauversion von Version 16.6. Zu Veranstaltungen wechselt Microsoft in der Regel auf die nächste Unterversion. Das heißt, im Rahmen der Build wird Visual Studio 16.6 als stabile Version erscheinen und eine erste Vorschauversion von 16.7, die dann erste Sprachfeatures von C# 9.0 enthalten könnte.

Es gibt zu C# zwei Vorträge, in denen Microsoft die Pläne für Version 9.0 vorstellen wird:

  • "C# Today & Tomorrow – Live", das dreimal gesendet wird (Di 23 Uhr, Mi 2 Uhr und Do 7.15 Uhr; jeweils deutsche Zeiten)
  • "What's new with C#" (Do, 8 Uhr)

Das klassisches .NET Framework ist mit Version 4.8 im April 2019 ausgelaufen. An den Cross-Plattform-Frameworks Mono und Xamarin arbeitet Microsoft aber aktiv weiter. Entwickler dürfen gespannt sein, wie Microsoft die Integration von Mono und Xamarin in .NET 5.0 realisieren und wie weit Microsoft mit dem Thema Cross-Plattform gehen wird. Es sei daran erinnert, dass Microsoft schon auf der Build 2017 eine Vereinheitlichung der Strategie hinsichtlich der Oberflächenbeschreibungssprache Extensible Application Markup Language (XAML) angekündigt hatte. Leider ist das GitHub-Projekt zum XAML-Standard seit November 2017 nicht mehr angerührt worden.

Eine Gesprächsrunde ("Focus Group" im Zeitplan genannt) unter dem Titel "Cross-Platform Native App Development" findet am Mittwoch um 6 und 17:15 Uhr statt.

Ziemlich sicher ist, dass die WebAssembly-Variante von Microsofts neuem Webframework Blazor erscheinen wird. Microsoft hatte die RTM-Version (Release To Manufacture) für die Build-Konferenz angekündigt und Ende April gab es eine Release-Candidate-Version. Blazor WebAssembly erlaubt .NET-Entwicklern, Single-Page-Web-Applikationen mit C# unter Verwendung der ihnen bekannten .NET-APIs im Browser zu programmieren. Die nun vermutlich erscheinende WebAssembly-Variante darf nicht verwechselt werden mit Blazor Server, das Microsoft schon am 23. September 2019 im Rahmen von .NET Core 3.0 veröffentlicht hatte.

Zu Blazor WebAssembly gibt es den Vortrag "Modern Web UI with Blazor WebAssembly" dreimal (Mi 0.30 Uhr, Mi 15.45 Uhr und Do, 8.45 Uhr. Eine virtuelles Hands-On-Lab dazu ("Learn Studio Session: Build a WebAssembly app with Blazor & VS Code") ist an allen drei Terminen schon ausgebucht.

Das im letzten Jahr angekündigte neue Windows Terminal als Rahmenanwendung für PowerShell, klassischer Windows Shell und bash ist auf der Zielgeraden. Am 13. Mai 2020 ist die "RC2"-Version erschienen und die Build 2020 wäre ein guter Zeitpunkt für die erste RTM-Version. Microsoft stellt Windows Terminal im Windows Store oder als MSIX-Paket auf GitHub bereit.

Zum Windows Terminal gibt es einen Vortrag, der auch das Windows Subsystem for Linux (WSL) umfasst: "The new Windows command-line: Windows Terminal and WSL 2" (vier Termine: Mi 7:45, Mi 13:45 Uhr, Mi 23:00 Uhr und Do, 16:00 Uhr). WSL Version 2 ist in Windows 10 2004 enthalten – vermutlich werden aber neue Linux-Integrations-Features angekündigt für kommende Windows-Versionen.

Zu erwarten ist auch eine neue Vorabversion der Windows UILibrary 3 (WinUI 3). WinUI 3 ist der Nachfolger der Universal Windows Platform (UWP), der mit Windows 10 eingeführte neue Name für die "Modern Apps" (ursprünglich:"Metro Apps"). Die beiden bisherigen verfügbaren Alpha-Versionen laufen wie UWP nur auf der modernen, hinsichtlich des Ressourcenzugriffs beschränkten Windows Runtime API (WinRT) von Windows 10. Laut den Ankündigungen der letzten Build sollen WinUI-3-Apps aber auch auf dem klassischen Windows 32 API aufsetzen können und dort ohne Sandbox laufen. Im Programm gibt es dreimal den Vortrag "Everything you need to know about WinUI" (Mi 0.30 Uhr, Mi 15.45 Uhr und Do 8.45 Uhr).

Sicherlich wird Microsoft – wie in den letzten Jahren – wieder Neuigkeiten zu Azure mit der Gießkanne verteilen. Auch wird wieder viel zum Thema künstliche Intelligenz dabei sein.

Aufgrund der aktuellen Nachfragesituation wäre es auch logisch, dass Neuerungen für Microsoft Teams verkündet werden. Bereits im März gab es Meldungen, dass Microsoft die Sprachqualität mit Einsatz von KI verbessern will und Teilnehmer ihre Hand heben können. (ane)