WTF

Harry, das Stinktier, mutet sich nicht in der Videokonferenz

Jedes Unternehmen hätte wohl gerne ein Stück vom Videokonferenz-Kuchen – das nimmt zum Teil abstruse Formen an.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 61 Kommentare lesen
Harry, das Stinktier, grüßt in der Videokonferenz

Ein potenzieller Avatar, falls die Haare nicht sitzen.

(Bild: Sccreenshot_SnapCam)

Lesezeit: 4 Min.
Inhaltsverzeichnis

Videokonferenzen sind das heiße Ding der Stunde. Das gilt vor allem für Unternehmen, die solche Dienste anbieten und damit sattes Geld verdienen. Täglich trudeln Meldungen ein, welcher Dienst was erneuert und verbessert hat – sei es nur die Anzahl der Teilnehmer, die gleichzeitig im Bild zu sehen sind oder die Anzahl an Menschen, die überhaupt dabei sein können. Es rödelt unaufhörlich bei den Funktionen. Der Wettbewerb scheint immens, schließlich ist der Kuchen fett, von dem jeder etwas abhaben will.

WTF

Das Internet ist voll von heißen IT-News und abgestandenem Pr0n. Dazwischen finden sich auch immer wieder Perlen, die zu schade sind für /dev/null.

Für Nutzer ist das – völlig außer Frage – ebenfalls sehr praktisch. Trifft man die Kollegen nicht im Flur, sieht man sie wenigstens so. Man will doch schließlich nicht verpassen, wenn jemand die Kamera vergisst und ausgiebig in die Linse gähnt. Videos von Menschen, die ihre Konferenz gleich mit auf die Toilette genommen haben, gehen völlig zu recht viral. Zoom-Bombing war doch auch nix gegen das gute, alte offline Schabernack-Treiben im Hintergrund eines Konferierenden. Sowas ist potenziell eher für die anderen Teilnehmer lustig.

In Sachen Belustigung lassen uns aber auch Unternehmen nicht im Stich. Es gibt Hintergründe für Videokonferenzen, die man in ihrer Fülle getrost bezeichnen kann als "jedem Tierchen sein Pläsierchen". Hochladen leicht gemacht, es wäre ja zu schade, wenn diese Funktion ein Grund sei, dass Menschen lieber einen anderen Dienst nutzten. Dabei wollen nicht nur die Softwareanbieter vom Boom profitieren, auch andere können aufspringen: Das Medienunternehmen Fox hält Bilder aus den Simpsons, dem Marvel-Universum und den Ghibli-Studios bereit, die man herunterladen und beim Videodienst wieder hochladen kann. Die BBC hat unter dem Titel "The joy of sets" ebenfalls eine gigantische Sammlung erstellt. Apple-Fans können mit einem von Steve Jobs aufgenommenen Foto ihrem Chef klarmachen, welches Arbeitsgerät sie gerne hätten.

Optional kann die Funktion auch beim Betrügen helfen. Einmaliges Aufräumen, Foto machen, als Hintergrund einfügen – die Kollegen können weder über den Wäscheberg noch über einen Bomber meckern. Keine Lust auf die Konferenz? Kamera und Mikro ausschalten, den Namen in "reconnecting" ändern, ein "Hack" von einem TikTok-Nutzer, der bei manch unerfahrenem Leiter oder Lehrer unentdeckt bliebe.

Unzufrieden mit der kleinen Wohnung? Das Internet ist voll von Bildern aus Möbelkatalogen. Solange man nicht das erstbeste nimmt oder eines aus dem Katalog des schwedischen Möbelhauses, könnte man auch damit durchkommen.

Sich selbst poliert man mit Filtern auf Hochglanz, bekannt aus anderen sozialen Medien. Snapchat ist auf Verlustkurs, kann aber einiges Dank der Coronakrise wettmachen. Die App SnapCam erhöht nämlich dank Gurken-Avataren und Kartoffeln die Stimmung eines jeden Meetings.

Um eine Konferenz inhaltlich ins Leere laufen zu lassen, bietet sich Harry an. Das Stinktier ist eines von zahlreichen Tieren, die man in Videokonferenzen besuchen oder in eine Videokonferenz als Teilnehmer holen kann. Niemand wird etwas Sinnvolles zu einem Thema beitragen, wenn ein Flauschknäuel in die Kamera grunzt. Kostet etwa 250 US-Dollar für 15 Minuten. Dadurch kann auch ein Bauernhof oder Zoo am Boom teilhaben.

Harry hält sich zudem vermutlich kaum an den Videocall-Knigge und fiepst oder knurrt ins Mikrofon, so dass niemand anderes mehr sprechen kann beziehungsweise zu hören ist. "Nicht-Muten ist das neue Reply-All" – der Urheber dieses inzwischen oft zitierten Spruchs lässt sich nicht mehr identifizieren.

Und was sind Hintergründe und Filter? Erleichtert das irgendwem die Arbeit? Macht das Spaß? Oder ist das einfach nur doof und kindisch? Es ist sicherlich albern. Oft geht es aber um das Austesten und Arrangieren mit dieser nicht neuen, aber neu-präsenten Art der Kommunikation. Außerdem gibt es Lamas, die man buchen kann. Lamas. Ich fänd das schon schön, mal ein Lama zu sehen und nicht immer nur die Katzen der Kollegen.

Anleitungen zum Spielen mit Hintergründen finden sich auf unserer Tipps+Tricks Themenseite zu Videokonferenzdiensten. (emw)