Apple und Google veröffentlichen Schnittstellen für Corona-Warn-Apps

Das sogenannte Exposure-Notification-Framework liefert das Fundament, auf das lokale Corona-Warn-Apps bauen werden.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 428 Kommentare lesen
Smartphone

(Bild: dpa, Robert Günther/dpa-tmn/dpa)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • dpa

Die Smartphone-Schnittstellen von Google und Apple für Corona-Warn-Apps sind offiziell verfügbar. Bisher wurde der Zugang dazu 22 Ländern zugesagt, wie die Unternehmen am Mittwoch mitteilten. Weitere dürften in den kommenden Wochen hinzukommen. Pro Land soll nur eine App auf die Schnittstellen zugreifen können, um einen Flickenteppich aus verschiedenen Anwendungen zu verhindern. Einen Hintergrundartikel zu den technischen Details finden Sie hier.

Die Corona-Apps sollen helfen, Ansteckungen nachzuverfolgen und somit die Gesundheitsbehörden entlasten, wenn die Eindämmungsmaßnahmen immer weiter gelockert werden. Sie sollen erfassen, welche Smartphones einander nahegekommen sind - und Nutzer im Nachhinein warnen, wenn sich herausstellt, dass sie sich neben infizierten Personen aufhielten.

So sieht das Icon der offiziellen Corona-Warn-App für Deutschland aus (die App ist noch in Entwicklung)

(Bild: Github)

Von Google und Apple kommen die beiden relevanten Smartphone-Systeme - Android und die iOS-Software für das iPhone. Sie sind damit als einzige in der Lage, die Basis für eine effiziente Einbindung der Corona-Apps in die Telefone zu schaffen. Unter anderem müssen die Apps auch dann die Bluetooth-Schnittstelle nutzen dürfen, wenn sie sich im Hintergrund befinden. Die Unternehmen betonen zugleich, dass die Apps nur eine der Maßnahmen zur Eindämmung der Virus-Ausbreitung und zur Nachverfolgung von Kontakten sein können.

In Deutschland wird die App, die auf die Schnittstellen zugreifen soll, von der Deutschen Telekom und dem Software-Konzern SAP entwickelt. Es dürften noch einige Wochen vergehen, bis sie einsatzbereit ist, das Backend gibt es bereits.

Beim Konzept von Apple und Google soll die Entfernung zwischen Smartphones anhand der Bluetooth-Signalstärke gemessen werden. Die Smartphones sollen zugleich per Bluetooth Krypto-Schlüssel austauschen, die sich alle 10 bis 20 Minuten ändern. Damit soll man Begegnungen nachvollziehen können, ohne dass ein Einzelner nachverfolgbar wäre. Die Apps werden Apple und Google zufolge die Batterielaufzeiten nur geringfügig verkürzen.

Wenn ein Nutzer seine von einem Labor bestätigte Infektion in der App meldet, werden Personen benachrichtigt, die in den vergangenen Tagen seinen Schlüssel empfangen haben. Dieser Abgleich findet ausschließlich auf einzelnen Smartphones und nicht zentral auf einem Server statt. Dafür werden alle Schlüssel von Infizierten aus der Region regelmäßig auf die Telefone geladen.

Die Benachrichtigung über das Infektionsrisiko soll es dabei erst geben, wenn die Telefone mehr als fünf Minuten auf kurzem Abstand verbrachten. Dadurch sollen Situationen herausfiltert werden, in denen zum Beispiel jemand an einem Auto vorbeigeht, in dem eine infizierte Person sitzt. Die lokalen Gesundheitsbehörden entscheiden, ab welcher Nähe und Aufenthaltsdauer sie von einem Infektionsrisiko ausgehen. (thk)