Bella Ciao: Aus Minarett-Lautsprechern ertönt antifaschistische Hymne

Aus Lautsprechern an Moscheen an der türkischen Westküste erklang am Mittwoch nicht der übliche Gebetsruf. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft.

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Bella Ciao: Aus Minarett-Lautsprechern ertönt antifaschistische Hymne

Behörde für religiöse Angelegenheiten mit angeschlossener Moschee in der türkischen Hauptstadt Ankara.

(Bild: Diyanet İşleri Başkanlığı auf Twitter)

Lesezeit: 1 Min.

Aus diversen Minarettlautsprechern an Moscheen im Raum Izmir ertönte am Mittwoch nicht der gegen 17 Uhr übliche Aufruf zum Gebet, sondern eine türkische Version der italienischen Volksweise "Bella Ciao". Laut türkischen Medien haben sich die örtliche Staatsanwaltschaft und Cybercrime-Ermittler eingeschaltet, um die Hacker zu ermitteln, die offenbar in das System eingedrungen sind, mit dem die Minarettlautsprecher zentral gesteuert werden.

Belangt werden könnten aber auch Personen, die den Vorfall in den sozialen Medien gelobt hätten, berichtet die türkische Tageszeitung Hürriyet. Als Grundlage der Strafverfolgung steht das Delikt der "öffentlichen Erniedrigung religiöser Werte".

Die vermutlich Anfang des 20. Jahrhunderts entstandene Volksweise "Bella Ciao" avancierte während des Zweiten Weltkriegs zu einem Partisanenlied, einer Hymne gegen den seinerzeit in Italien und Deutschland wütenden Faschismus. In den Bezirken Konak, Karsiyaka, Çigli und Buca an der Ägäisküste erklang aus den Minarettlautsprechern am Mittwoch eine Version des Liedes der politisch aktiven türkischen Band Grup Yorum.

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Im Islam werden die Gläubigen fünfmal am Tag zum Gebet gerufen. Ursprünglich war das die Aufgabe des Muezzins, die heutzutage an vielen Moscheen von einem Adhan(Gebetsruf)-System übernommen wird. Die Behörde für religiöse Angelegenheiten der Provinz Izmir kommentierte, das zentrale Adhan-System sei auf illegale Weise sabotiert worden. Es sei eine interne Untersuchung des Vorfalls eingeleitet worden.

(anw)