EU plant CO2-Strafen für Automobilhersteller
- Gernot Goppelt
Die EU-Kommission hat heute in Brüssel Pläne vorgelegt, die Hersteller großer Wagen beim Klimaschutz stärker in die Pflicht nehmen würde als deren Konkurrenten, die zumeist Kleinwagen anbieten. Vor allem den deutschen Autoherstellern drohen demnach empfindliche Strafgelder, wenn sie bis 2012 den Ausstoß des CO2 bei ihren Flotten nicht deutlich senken.
Bereits im Vorfeld der heutigen Ankündigung hatte der deutsche Umweltminister Sigmar Gabriel gegen die EU-Pläne protestiert. Der Richtlinienvorschlag der EU zum CO2-Ausstoß habe nichts mit Klimaschutz zu tun, sondern sei ein Wettbewerbskrieg gegen die deutschen Autohersteller, sage Gabriel heute im ZDF-Morgenmagazin. Noch im September hatte er sich ganz anders geäußert: Nach einem Bericht der „Zeit“ plädierte Gabriel damals noch für Strafzahlungen, sollte die deutsche Autoindustrie es nicht schaffen, ab 2012 den Kohlendioxidausstoß ihrer Flotten auf die von der EU vorgegebenen Grenzwerte zu senken.
Ab 2012 sollen Neuwagen höchstens noch 120 Gramm CO2 je Kilometer emittieren. Der Kommissionsvorschlag sieht nun vor, dass ein Fahrzeug mit dem doppelten Gewicht eines Kleinwagens nur 60 Prozent mehr CO2 ausstoßen darf. Ziel ist es, dass Neuwagen bis 2012 in der EU 19 Prozent weniger CO2 ausstoßen als heute. Herstellern soll es erlaubt sein, durch Kooperationen ihre Flotten rechnerisch zusammenzulegen, um den durchschnittlichen CO2-Ausstoß zu drücken.
Für Hersteller, die ab 2012 die 120 g/km-Marke überschreiten, soll mit jedem Gramm CO2, der über dem vorgesehenen Durchschnittswert liegt, eine Strafe von 20 Euro erhoben werden. Ab 2014 werden 60 Euro und ab 2015 sollen 95 Euro fällig werden. Sollte ein Fahrzeug zum Beispiel 160 g/km CO2 ausstoßen, wären pro Fahrzeug zunächst 800 Euro fällig, ab 2014 schon 2400 Euro und 2015 demnach 3800 Euro. Diese Werte sind zwar nur theoretisch, solange die Mischkalkulation über die Flotte hinweg aufgeht, aber für Hersteller von Oberklasse-Fahrzeugen kann es dennoch teurer werden.
Die Pläne müssen nun von den Mitgliedstaaten beraten und beschlossen werden. Da bahnt sich wohl wieder einmal Ärger an, aber auch die Chance für die Hersteller, technische Antworten zu geben – und das ist ohnehin der beste Weg. Wie wäre es denn zum Beispiel mit einer modernen Isetta? Wie auch immer so ein Auto heißen mag, die Pläne für neue, sparsame Fahrzeugkonzepte dürften bei BMW, Daimler oder dem Volkswagen-Konzern schon längst wieder aus der Schublade auf den Schreibtisch gewandert sein. (ggo)