Biosprit-Verordnung steht auf der Kippe

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Von
  • ggo

Der Direktor des Center of Automotive Research an der Fachhochschule Gelsenkirchen, Ferdinand Dudenhöffer, hat der Politik bei der geplanten Verordnung zur Biosprit-Beimischung nach einem Bericht des Deutschlandradios Aktionismus vorgeworfen. Die Bundesregierung habe es versäumt, sauber zu recherchieren, wie das beigemischte Ethanol in den E10-Kraftstoffen tatsächlich wirke und wie viel diese Maßnahme kosten würde, sagte Dudenhöffer heute.

Die Frage stelle sich, ob die Öko-Bilanz nach einer Umstellung auf Bio-Kraftstoff nicht schlechter sei als vorher. Dies könne man wegen widersprüchlicher Angaben noch nicht einschätzen. So sei die Gewinnung von Ethanol aus Zuckerrüben in Deutschland unter anderem wegen des Verbrauchs an Dünger und Pflanzenschutzmittel nicht sinnvoll. Wörtlich sagte Dudenhöffer: „Wenn wir dann die gesamte Öko-Bilanz betrachten, dann sieht es eher so aus, als würde mehr CO2 verbraucht als eingespart.“

In Brasilien und den USA mache Ethanol Sinn. In Deutschland böte sich hingegen der Gebrauch von Bio-Diesel an. „Hier ist schlecht recherchiert worden. Man ist relativ früh gestartet mit relativ wenig Wissen und hat Dinge wie den Treibstoff unnötig verteuert“, sagte Dudenhöffer. Er riet der Bundesregierung, die weitere Entwicklung der Technik abzuwarten. So könne man in Zukunft die ganze Pflanze zur Gewinnung von Biokraftstoff verwenden und nicht, wie derzeit, nur die Frucht.

Umweltminister Gabriel sieht die Versäumnisse dagegen eher auf Seiten der Automobilindustrie. Am Freitagmorgen sagte er im ARD-Morgenmagazin gesagt, er wolle die geplante Verordnung zur Biosprit-Beimischung bei Benzin vorerst nicht umsetzen. Solange keine verlässlichen Angaben über die Zahl der Fahrzeuge vorlägen, die diese Kraftstoffe nicht vertragen, „wird es die Verordnung nicht geben“, sagte Gabriel. Die Verordnung zur Beimischung von Ethanol sei „vom Tisch“, wenn sich tatsächlich herausstelle, dass nicht nur Hunderttausende, sondern tatsächlich Millionen Autofahrer davon betroffen seien.

Darüber hinaus dürfe der Einsatz von Biokraftstoffen nicht das Abholzen von Regenwäldern begünstigen. Hier müssten die entsprechenden Kriterien bei den Ausbauzielen der Europäischen Union überprüft werden. (ggo)