Zurück auf Start: Afilias will bis zu 10.000 info-Domains freiklagen

Domain-Anbieter Afilias, der .info-Domains verwaltet, will Adressen einklagen, die in der so genannten Sunrise-Period von Nutzern "gegrabbt" wurden.

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Von
  • Monika Ermert

Info-Anbieter Afilias will sein Versprechen endlich wahrmachen: das Registrarkonsortium will nach Angaben von Marketing-Chef Roland LaPlante, die Adressen einklagen, die in der so genannten Sunrise-Period von frechen Nutzern "gegrabbt" wurden. 741 info-Domains gingen dem Registry-Betreiber beim ersten Check der Sunrise-Domains ins Netz. "Wir haben diese Domains gestern zur Überprüfung der World Intellectual Property Organisation übergeben", sagte LaPlante gegenüber heise online. Darunter seien etwa Namen wie clinton.info, bei denen falsche Markenangaben gemacht wurden.

Die Sunrise-Period sollte Markeninhabern ein Vorzugsrecht bei der Registrierung ihrer Namen geben, doch weder Afilias noch seine Endverkäufer hatten die Angaben geprüft. Manche "Grabber" hatten sich mit gefälschten oder unsinnigen Markennummern gleich mehrere hundert oder gar tausend Domains gesichert. Verärgert reagierten viele Nutzer, die sich brav in die Schlange gestellt hatten, auch darauf, dass extrem viele Allgemeinbegriffe auf diese Weise vorab über den Ladentisch gingen.

Angesichts der hohen Zahl der falschen Markenregistrierungen ist die Zahl von 741 Klagen relativ gering. Verärgerte Nutzer selbst hatten in der öffentlichen Challenge-Phase im vergangenen Jahr gerade einmal rund 1300 Adressen bei der WIPO eingefordert. "Viele haben offensichtlich darauf gewartet, dass Afilias die zu Unrecht registrierten Allgemein-Domains bei der WIPO freiklagt," so LaPlante. Er rechnet allerdings damit, dass Afilias am Ende rund 10.000 der insgesamt 52.000 Sunrise-Domains "der Öffentlichkeit zurückgeben" kann.

Auf Vorwürfe, dass auch Vorstandsmitglieder von Afilias in der Sunrise-Phase Domains mit falschen Markenangaben registriert haben, reagiert LaPlante mit dem Hinweis, dass man beim jetzigen "Bulk-Challenge" unterschiedslos alle Domains zurückfordern werde, die nicht korrekt registriert wurden. "Ohne Ansehen der Person," so LaPlante. Er gehe auch davon aus, dass praktisch alle Registrare von den Challenge-Verfahren betroffen seien. Der britische Webaktivist Richard Henderson hatte auf seiner Webseite www.theinternetchallenge.com verschiedene Vorstandsmitglieder von Afilias wegen unrechtmäßiger Sunrise-Registrierungen angegriffen.

Ein Dutzend Afilias-Mitarbeiter prüfen nun seit mehreren Wochen Domain für Domain die Plausibilität der Registrierungen, Markenrechtsexperten in den USA, Deutschland und Großbritannien checken die jeweiligen Markenansprüche. Zum Glück hat man bei der WIPO einen Sonderpreis ausgehandelt, ein reguläres Challenge-Verfahren hätte das Registrarkonsortium 295 US-Dollar pro Domain gekostet. Bis Ende März, Anfang April hofft LaPlante, werde man die freigeklagten Domains erneut zur Registrierung anbieten können. Insgesamt wurden bei Afilias inzwischen rund 700.000 info-Domains registriert. (Monika Ermert) / (wst)