Studie zweifelt Zusammenhang von Biosprit und Lebensmittelpreisen an

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Von
  • ggo

Ist Bioenergie als Preistreiber für den Preisanstieg auf den Weltagrarmärkten verantwortlich? Laut einer neuen britischen Studie liegen die Ursachen der jüngsten Preissteigerungen bei Agrarrohstoffen vor allem in schlechten Ernteerträgen und daraus resultierenden geringen Lagerbeständen. Strukturelle Nachfrageänderungen, zu denen die Nutzung von Biokraftstoffen zählt, hätten kaum Einfluss. Der Weizenpreis hat heute nicht einmal das Niveau von 1995.

Das britische Umweltministerium (Department for Environment, Food and Rural Affairs – defra) hat in der Studie den Einfluss von Biokraftstoffen auf die Rohstoffpreise untersucht. Demnach übt die Nachfrage nach Biokraftstoffen nur unter konstanten Marktbedingungen einen Preisdruck auf Getreide, Ölsaaten und Zucker aus. Dieser Zustand sei jedoch nie gegeben, da eine Vielzahl kurzfristiger Faktoren auf die Preise einwirke. Vor allem die geringen Lagerbestände üben laut Studie einen großen Einfluss aus: Die Vorräte seien seit 2000 von einem Drittel auf unter ein Fünftel des Jahresverbrauchs gefallen. Aufgrund der geringen Bestände hätten eine Reihe wichtiger Exporteure Handelsbarrieren eingeführt, die ihrerseits die Preise in die Höhe treiben. Spekulationen tun ein Übriges. Nur ein Bruchteil der globalen Produktion von Getreide und Ölsaaten werde jedoch zu Sprit.

Hunger in Entwicklungsländern aufgrund von Biokraftstoff? Wenn es nach der britischen Studie geht, liefert Weizen das beste Gegenbeispiel: Reis, Mais und Weizen seien die meistverbrauchten Grundnahrungsmittel. Hierunter werde einzig Mais in nennenswertem Umfang zur Kraftstoffkonversion genutzt. Die größten Preisschübe habe es jedoch bei Weizen gegeben. Die Macher der defra-Studie vertreten zudem den Standpunkt, dass selbst für einen globalen Biospritanteil von 10 Prozent nur 9 Prozent der derzeitigen Anbauflächen für Getreide, Ölsaaten und Zucker benötigt würde.

Der Vorsitzende von berlinpolis, Dr. Daniel Dettling, meint hierzu: „Die Studie zeigt, dass die derzeitige Debatte um Tank oder Teller einer sachlichen Basis entbehrt. Mit hohen Subventionen haben EU und USA die Entwicklung der Landwirtschaft in der Südhemisphäre massiv behindert. Biosprit als Sündenbock darzustellen, ist grotesk. Das beste Rezept gegen Hunger sind Demokratie, Freihandel und faire Teilhabe. Statt billigem Weizen sollte der Westen Demokratie und Know-how für eine grüne Revolution in die Entwicklungsländer exportieren. (ggo)